Irrtum Entscheidungen - Über den eigenen Schatten springen

Aus der Serie: Irrtümer zum Erfolg

Etwa 1600 Bücher finden Sie bei Thalia.de unter dem Stichwort »Entscheidung«. Ein erstes Zeichen dafür, dass es sich um einen äußerst wichtigen Erfolgsfaktor handelt. Ich habe einige von diesen Büchern gelesen. Abgesehen davon, dass nach keinem Buch meine Entscheidungen besser geworden sind, vermisste ich die für jeden wichtigste Entscheidungsgrundlage fast vollständig.

Stattdessen las ich von Entscheidungsmatrizen, somatischen Markern, Nutzwertanalysen, rationalen sowie emotionalen Entscheidungen und so weiter. – Dabei entscheidet doch jeder so, wie es ihm der Gedankeninhalt seines Gehirns vorgibt!

Zum Link auf dem Bild:  Das ergiebigste Schlagwort für die Karriere von Entscheidungstrainern heißt: heute »Bauchentscheidung«. Sie ist von Natur aus rein emotional. – Das Interview mit Professor Gerd Gigerenzer erlaubt einen Einblick in die Systematik der »Bauchdominanz«. Tatsache ist, dass viele Entscheidungen heute bereits aus dem »Bauch« fallen, um später rational begründet zu werden. Das heißt, wir leben bereits im Zeitalter der »Bauchentscheidungen«. – Und zwar zum sichtbaren Schaden der Allgemeinheit und zum verborgenen Schaden für alle Erfolg Suchenden. Denn Bauchentscheidungen gestatten kaum eine logische Kontrolle. Wir liefern uns damit ganz und gar einer Art »Russischem Roulette« aus – Es ist der Versuch, das Erfolgsstreben Einzelner vollständig zu unterbinden.

Gedankeninhalt, dazu gehört natürlich die Schul- und Berufsbildung, die eigene Weltsicht, die Selbstsicht im sozialen Reigen der Mitmenschen. Aber ganz besonders, die Fähigkeit, in Erkenntnissen zu denken (siehe Irrtum Wissen). Nur diese Fähigkeit erlaubt es, Weltsichten und Selbstsichten wirklich zu werten und bei Bedarf anzupassen. Und sie erlaubt den Sprung über den eigenen Schatten der Vorbildung, denn sie schafft laufend neue Einsichten, die Ihnen Entscheidungs- und damit Erfolgskompetenzen zu Füßen legen.

Doch im zweiten Absatz steckt noch mehr Unbill. Es ist die gebetsmühlenartig wiederkehrende Einteilung in rationale (kognitive) und emotionale Entscheidungen. – Jede Entscheidung fordert im Gehirn ein Gleichgewicht zwischen fördernden und zweifelnden Gedanken-Oszillatoren. Und genau dieses Gleichgewicht kommt nur emotional zustande, wie Sie im Buch erkennen werden.

Was nützt zum Beispiel eine akribisch rationale Berechnung, wenn der Zweifel darüber auftaucht, ob nicht ein Rechenfehler oder gar ein völlig falscher Berechnungsansatz das Ergebnis verfälscht hat? – Und der Zweifel, dass ist eine der wichtigsten Erkenntnis fördernden Emotionen überhaupt. – Die persönliche Entscheidungsgrundlage in Reinkultur. Es sei denn, Sie unterdrücken alle Zweifel. Doch auch dies ist eine emotionale Entscheidung Ihrer eigenen Selbstverständlichkeit. Natürlich beruht auch die Notwehr auf Emotionen, doch hier kommen erst gar keine Zweifel auf.

Der nachfolgende Textauszug aus dem Buch stellt eine Einführung in die Dynamik von Entscheidungen dar. Er zeigt, welche vielfältigen Einflüsse schon auf einfache Entscheidungen einstürmen können, wenn jene Zweifel nicht unterdrückt werden.

Ergänzender Original-Textauszug aus dem Buch.

Kapitel:            3     Soziale Reflexion

Titel:                3.3  Navigation der Aufmerksamkeit

Thema:           Das Entscheidungsdilemma

……Das Leben besteht aus einer nie abreißenden Kette von Entscheidungen. Sie führen zum Erfolg oder auch zum Misserfolg. Deshalb sollten wir ihre Dynamik näher kennenlernen.

Zuvor aber ein Beispiel. – Stellen Sie sich einen Obststand auf dem Marktplatz vor. Der Einkaufszettel zeigt das Wort Äpfel. Sie betrachten also alle Apfelauslagen, vergleichen Preise und versuchen gleichzeitig, Qualitäten zu beurteilen. Eine Auslage springt besonders ins Auge. Es ist die größte. Auf dem Preisschild steht: 2 Kilo für 1,20 Euro. – Der niedrigste Preis. All diese Äpfel leuchten gelblich rot, fast zum Anbeißen. In Ihrem Gehirn springen 2 Oszillatoren mit positiven Emotionen an. Appetitlich aussehend und preiswert. Das ist eine einfache Entscheidung.

Danach wird es schwieriger. Verführt doch der niedrige Preis dazu, gleich größere Mengen zu kaufen. Vielleicht 4 oder gar 8 Kilogramm. Doch diesem Raff-Oszillator steht plötzlich ein negativ besetzter Warn-Oszillator im Wege. Es ist die Vorstellung von jüngst beobachteten verschrumpelten Äpfeln in der Familienobstschale. Was also tun? – Sie sehen bereits die eingeschrumpften Äpfel in der Schale dahinwelken und hören Bemerkungen wie: „Musstest du wieder so raffgierig sein?“ Oder wenn jene Äpfel zu schnell alle sind: „Hättest du nicht mehr von diesen fantastischen Äpfeln kaufen können?“ Ein selbst emotional nur schwer lösbares Entscheidungsdilemma!

Wenn jedoch Ihr Gehirn eine weitere Entscheidungsdimension hervorzaubert, dann wird es wieder ganz einfach. – Sie fragen sich: „Warum muss ich immer schuld haben? Weshalb gehe ich nicht selbst zum Angriff über?“ – Der Entschluss ist schnell gefasst. 6 Kilogramm Äpfel wandern gleichzeitig mit einer Vision in den Korb: „Ich werde diese Äpfel beobachten. Wenn sie schnell alle sind, dann bekommen diese Quälgeister zu hören: „Warum nehmt ihr keine Rücksicht!“ Umgekehrt kann ich schelten: „Warum verschmäht ihr gesunde vitaminreiche Kost, gibt es hier im Haus etwa zu viel Süßigkeiten?“ – „Das habe ich aber exzellent gelöst“, denken Sie und klopfen sich in Gedanken auf die Schulter.

Doch später, auf dem Heimweg, meldet sich die nächste Entscheidungsdimension aus der Kiste Ihres Selbstbildes: „Bin ich wirklich stark genug, um dieses Spiel durchzustehen oder werde ich wie so oft bei dem Gemaule in der Familie einknicken und klein beigeben?“

Je nachdem, wie Ihr Gehirn gestrickt ist, werden Sie diese Geschichte auf sich selbst beziehen können oder auch nicht. Wenn Sie im Extremfall als Familientyrann auftreten können, dann entlockt jene Kleinmütigkeit des Apfelkäufers Ihnen kaum ein müdes Lächeln. – Entscheidungen haben so viele Gesichter wie das Leben selbst. ……

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