2. Erfolgsfalle Attraktivität
Aus der Serie: Erfolg ist bisher nur Zufall!
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Von Mathematik habe ich keine Ahnung!
Attraktive Menschen werden gesellschaftlich bevorzugt. Das wissen wir aus eigenen Erfahrungen und vielen Presseberichten. Wer jedoch jetzt eine Neuauflage dieser Binsenweisheiten erwartet, wird enttäuscht sein. Denn in Wirklichkeit schädigt die Attraktivität unseren Erfolg viel subtiler.
In seinem Buch »Erfolgs-Sabotage im Gehirn« offenbart Hans-J. Schubert die »Attraktivität« aus einer verblüffenden Perspektive heraus und schreibt dazu.
Stellen Sie sich vor: Es ist Weihnachten. Sie sitzen erstmalig beim Festessen am Mittagstisch, sind unsicher wegen der vielen »Esswerkzeuge«. Normalerweise kein Problem, schließlich gibt es Mama, man muss es ihr nur nachmachen. Doch diesmal ist es anders. Onkel Erwin wurde von allen mit einem fröhlichen Hallo sowie Schulterklopfen begrüßt. Er stand die ganze Zeit im Mittelpunkt, scherzte, erzählte Witze, alle Augen folgten ihm. – Sie sind tief beeindruckt. – Natürlich folgen Sie diesmal dem neuen Vorbild. Legen sich wie Onkel Erwin drei Klöße auf den Teller, fischen zwei überdimensionale Truthahnstücke aus der Schale und – prompt folgt eine öffentliche Strafpredigt von Mama. ……..
Kinder suchen oft verzweifelt nach Vorbildern, übernehmen schnell mit deren Eigenarten auch Ansichten und Überzeugungen. Meist sind es attraktive Menschen, denen jeder nachschaut, die offensichtlich immer das Richtige tun, denen man alles glaubt.
Attraktive Zeitgenossen kokettieren auch gern mit scheinbaren Unzulänglichkeiten wie: „Von Mathematik habe ich keine Ahnung und ich bin froh darüber“ (besonders in Deutschland häufig). Für Kinder eine tiefgreifende Zäsur, die ihnen den ganzen Matheunterricht verderben kann, zu schlechten Noten führt und damit oft das Erfolgsleben ruiniert.
Ganz nebenbei konnten wir feststellen, dass unsere Wertung der Attraktivität nicht angeboren sein kann. Es kommt nur darauf an, wer das größte Ansehen genießt. Ein makabres Beispiel dafür ist die sonst kaum zu erklärende Faszination der Deutschen für Adolf Hitler im sogenannten dritten Reich. Selbst John F. Kennedy schrieb als junger Journalist 1945 nach einem Deutschlandbesuch: „Hitler war aus dem Stoff, aus dem Legenden sind“.
Ein Zeichen dafür, dass auch Erwachsene sich dieser Attraktivitätsgläubigkeit gern ergeben. Obwohl wir hier doch viel mehr Einsichtsfähigkeit erwarten sollten. Einsichtsfähigkeit, die in Kindergehirnen nur langsam heranwächst, bei vielen aber auf halbem Wege stagniert. Ziemlich unabhängig von der Schulbildung oder dem sozialen Status.
Auch ist sie nicht an Menschen gebunden, diese Attraktivität. Kommunikations-Manager sorgen dafür, dass wir viele Institutionen ebenfalls als attraktiv wahrnehmen, um uns Waren, Einstellungen oder gar politische Überzeugungen zu verkaufen.
Diese Dynamik der Attraktivität kann nicht nur den Erfolg verderben, sondern führt zu unglaublichen Fehlentscheidungen, gefolgt von Fehlentwicklungen, wie die Krisen der vergangenen Jahre drastisch zeigten. Und es ist kein Ende dieses »Schwarm-Wahns« abzusehen. Denn er potenziert sich über alle Medien. Gipfelnd in allseitigen Aufrufen zur Gemeinsamkeit, die zwar auch für jeden Einzelnen schön sein kann, aber nur für ganz wenige erfolgreich.
Als Gesellschaft müssen wir uns wohl diesem Wahnsinn beugen. Doch jeder kann für sich viel tun, indem er seine Erkenntnisfähigkeit stärkt. Einiges zu Erkenntnissen steht schon im letzten Beitrag »Erfolgsfalle Wahrheit«. Das nächste Thema spricht von der »Erfolgsfalle Anerkennung«.
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