Irrtum Wahrheit - Richtige Entscheidungen

Aus der Serie: Irrtümer zum Erfolg

Kategorien: BuchtexteKWahrheitK

Dass Tugenden wie Fleiß, Zuverlässigkeit und Bildungsbeflissenheit heute keine Garanten mehr für den Erfolg sind, hat sich bereits herumgesprochen. Aber wie steht es mit der Wahrheit? Brauchen wir sie wirklich? Haben wir sie nicht bereits als lästiges Überbleibsel aus tugendvollen Zeiten beiseitegelegt?

Konrad Adenauer, erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, bekannte sich mutig zu verschiedenen Wahrheiten. Die nachfolgenden Wahrheiten entsprechen nicht voll den viel zitierten Ausführungen von Konrad Adenauer, spiegeln jedoch meiner Meinung nach seine Intensionen uneingeschränkt wider. Danach gibt es neben der Lüge die halbe-, die lautere- und die reine (absolute) Wahrheit.

Eine erkleckliche Auswahl, doch in der Praxis treffen wir fast ausschließlich die halbe Wahrheit. Eine Wahrheitsform, die uns absichtlich aufs Glatteis führt. Uns Wahrheit vortäuscht, entscheidende Fakten jedoch vorenthält. Alle darin enthaltenen Lügen tarnen sich wie Krebszellen im Körper. Wenn sie aufbrechen ist es meist zu spät. Kostet zwar nicht gleich das Leben, führt jedoch zu einer Kette von Fehlentscheidungen, die letztlich den Erfolg vollständig verderben können.

Selbst Bücher verherrlichen heute schon die Lüge. Sie schüren den Glauben, dass Wahrheit eigentlich überflüssig ist. Und dies ist der folgenschwerste Irrtum für den eigenen Erfolg. Denn Entscheidungen benötigen immer die absolute Wahrheit, wenn sie richtig sein sollen. Aber wie bekommen wir diese absolute Wahrheit? – Wie unser Buch zeigt, führt nur ein Weg dorthin, nämlich über den Zweifel zum Denken in Erkenntnissen.

Auch wenn wir die absolute Wahrheit nie vollständig erreichen, aber jeder Zentimeter davon führt zu besseren Entscheidungen und damit zu mehr Erfolg.

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Ergänzender Original-Textauszug aus dem Buch.

Kapitel:            4     Soziale Erfolgsbarrieren

Titel:                4.2  Trügerische Wahrheit

Thema:           Die absolute Wahrheit

…… Bei den »Herzenslügen« habe ich die reine Wahrheit noch als herzlos herabgewürdigt. Ihr unterstellt, dass man sie keinem erzählen darf. Und jetzt spreche ich sogar von einer Steigerung, der absoluten Wahrheit?

Es ist ein Unterschied, ob wir jedem Menschen die volle Wahrheit sagen oder ob wir nur danach leben. Wir wissen ja meist noch nicht einmal, ob das, was uns als Wahrheit erscheint, wirklich die absolute Wahrheit darstellt. Die eigene Realität verfälscht sich doch mit den eigenen Gefühlen, Überzeugungen und Erfolgswünschen. Deshalb ist es absolut richtig, wenn wir die eigene Wahrheit nicht als Bauchladen vor uns hertragen oder sie bei jeder Gelegenheit herausposaunen.

Jede Offenlegung der eigenen Wahrheit würde sofort die Gegenwahrheit des Angesprochenen herausfordern und damit zu einer Kontroverse führen. Es würde fast alle Zeit fressen, um die sozialen oder mitmenschlichen Scherben aufzusammeln und zu kitten.

Deshalb bewegen wir uns geschmeidig, Wohlwollen einheimsend in der Gesellschaft und verbergen die eigene Wahrheit, so gut es geht. Es ist der Versuch, allen Gesprächspartnern, von denen wir etwas erwarten, so entgegenzutreten, wie sie es von uns erwarten.

Doch was treibt dabei unser Gehirn mit seinen Oszillatoren? – Bei jeder Begegnung laufen zwei unterschiedlich gepolte Oszillatoren meist gegeneinander, der eine für die vermeintliche eigene Wahrheit, der andere für die vermeintliche Gegenwahrheit. Sie erzeugen das bekannte ungute Gefühl als Emotion, gleichzeitig versuchen sie, sich einander anzugleichen. Und irgendwann werden die Brücken zwischen ihnen so perfekt funktionieren, dass sie kaum noch zu unterscheiden sind.

Das heißt, auch unsere eigenen Wahrheiten wandeln sich laufend unter dem Eindruck von menschlichen Begegnungen. Wir wissen aber, dass weder eigene noch die Wahrheiten anderer das Geschehen wirklich treffen. Also bewegen wir uns dauernd in einem Karussell von Unwahrheiten und vergraben damit die so wichtige absolute Wahrheit immer tiefer.

Was aber ist die absolute Wahrheit? – Es ist jene Wahrheit, die wir brauchen, um unsere Entscheidungen folgerichtig zu treffen. Doch viel zu viele Menschen fällen ihre Entscheidungen ungeprüft nur nach den eigenen vermeintlichen Wahrheiten.

Ohne absolute Wahrheit sind all unsere Entscheidungen falsch. Jede Suche nach dem richtigen Weg ist eigentlich eine Suche nach der absoluten Wahrheit. Auch wenn wir sie niemals vollständig erreichen, aber jeder Zentimeter mehr Wahrheit führt zu besseren Entscheidungen und damit zu mehr Erfolg. Wir sollten deshalb die absolute Wahrheit nie vollständig vergraben, um wenigstens vor Entscheidungen zu erkennen, in welcher Richtung sie zu finden ist. – Darüber aber später mehr.

Klubmitglieder in Tennisvereinen sind oft Meister darin, ihre fahrbaren Untersätze in den höchsten Tönen zu heroisieren. Sind es doch häufig auch repräsentative Fahrzeuge, wie BMW 535 oder Mercedes E 350. Wenn Sie selbst »nur« einen Opel fahren, entwickeln sich schnell Wunschbilder, die jeden Blick für die Angemessenheit verstellen. Solche Wünsche provozieren bei einer Neuanschaffung schnell noch prestigeträchtigere Modelle, wie einen Mercedes E 500. Schlimm wird es, wenn Sie erst nach der Anschaffung realisieren, dass die Entscheidungsträger Ihrer Auftraggeber allerhöchstens mit einem C-Klasse-Modell vorfahren. Ihre Reputation wird dann schnell bröckeln, mit allen Konsequenzen.

E66 Die absolute Wahrheit: Sie nützt ausschließlich dem Erfolg durch richtige Entscheidungen. Dabei zählt nur die absolute Wahrheit, auch wenn sie nie vollständig erreichbar ist.

»Du sollst nicht falsch Zeugnis reden.« So steht es bereits wörtlich im achten Gebot der Bibel. Außer dem Christentum gibt es wohl kaum eine Religion, welche Tugenden, wie Wahrheit, Nächstenliebe und so weiter, so offensichtlich im Vordergrund platziert. Die Väter dieser Gebote dachten dabei bestimmt auch an jene schädlichen Einflüsse im gruppenweisen Zusammenleben der Menschen. Und die Geschichte gab ihnen recht.

Selbst wenn die Gebote nur zum Schein eingehalten wurden, schürten sie doch in den Gehirnen vieler Menschen das schlechte Gewissen und verhinderten oft schlimmste Exzesse. – Sicher lässt sich trefflich darüber streiten, doch dieser biblische Appell an die Wahrheit erscheint mir als ausschlaggebender Faktor für eine besondere Fähigkeit des christlichen Europas. Nämlich die Fähigkeit, in den letzten Jahrhunderten fast alle großen Entdeckungen hervorzubringen und diese Welt zu erobern – leider auch auszubeuten.

Heute schwindet diese Vorherrschaft mehr und mehr, am meisten dort, wo immer mehr Menschen dem Christentum den Rücken drehen. – Damit schwindet auch die Wahrheit. Orientierungslosigkeit kann sich ungehemmt ausbreiten und die absolute Wahrheit mit dem Erfolg vergraben. ……

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