Wissenschaftliche Holzwege sanieren

Wissenschaft dient heute vielfach schon den kollektiven Inkompetenzen. Dennoch schlummern hier viele wertvolle Fähigkeiten, die den allgemeinen Kompetenzaufbau beschleunigen könnten.

Besondere Hoffnungen ruhen auf der Neurowissenschaft. Denn Kompetenz stammt nicht aus dem Bauch, wie einige behaupten, sondern ausschließlich aus dem Gehirn. Auch entsteht sie nur spärlich durch lernen, sondern vornehmlich durch denken.

Leider kann sich bis heute kein Neurowissenschaftler vorstellen wie unsere Gehirne funktionieren. Wie sie Informationen speichern, wiedergeben, denken und entscheiden. Noch weniger aber, warum sie sich kompetenzfördernd oder -verderbend für ihre Träger entwickeln können.

Der Grund für diese »Betriebsblindheit« entspringt drei Glaubenssätzen, die mythengleich das Neuro-Forschungsgeschehen dominieren.

1.    Unsere Gehirne entscheiden meist emotional unvernünftig, mitunter aber auch rational vernünftig.

2.    Emotionen sind Überbleibsel aus der Reptilienzeit vor hunderten Millionen Jahren. Sie stören den Denkprozess.

3.    Die Suche nach rational signalverarbeitenden Strukturen im Gehirn führt zu Erkenntnissen über ganzheitliche Gehirnfunktionen.

Alle drei Glaubenssätze sind falsch. Denn Gehirne entscheiden immer emotional, selbst wenn sie eine »vernünftige« Entscheidung produzieren (1). Emotionen stören keinen Denkprozess, sondern sind für ihn unentbehrlich (2). Und signalverarbeitende Strukturen im Gehirn gibt es nicht (3).  

Mit diesen Einsichten ließ sich das Oszillatorprinzip entwickeln. Es erklärt aus der Physiologie des Denkens heraus sämtliche spürbaren Gehirnregungen sowie das soziale Verhalten der Menschen. Und dies, ohne auch nur ein einziges Forschungsergebnis zu verletzen. Siehe »Wie wir denken«.

Damit eignet sich das Oszillatorprinzip als Grundlage für alle Erkenntnisse aus gehirnnahen Wissenschaften wie Neuroforschung, Psychologie, Philosophie, Pädagogik und Sozialwissenschaft. 

Auch wenn neue Forschungsergebnisse die physiologischen Grundlagen des Oszillatorprinzips ändern sollten, kann es bestehen bleiben, denn Denken wird immer mit spürbaren Emotionen einhergehen. Denn genau aus diesen Emotionen schöpft das Prinzip seine Verständlichkeit.

So gesehen ist es keine Wunder, wenn Neuroforscher trotz großartiger Ankündigungen die Systematik des Denkens immer noch nicht verstehen. Sie suchten und suchen an den falschen Stellen mit falschen Erwartungen und falschem Denken. Deshalb steckt auch die Neuroforschung in der Klemme.

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Neuroforschung in der Klemme

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Aus dem Titel - Wissenschaftliche Holzwege sanieren

Aus der Serie - Warum wir unser Denken begreifen müssen

Der gehirnwissenschaftliche Höhenflug begann etwa 1990. Neue bildgebende Darstellungsverfahren für lebende Gehirne öffneten scheinbar unerschöpfliche Möglichkeiten. Die herausragendsten Technologien daraus sind heute allgemein bekannt als MRT beziehungsweise fMRT (funktionelle Magnet-Resonanz-Tomografie) und einige mehr.

 

Mit dem »Schlachtruf«, „jetzt können wir das Gehirn endlich bei der Arbeit beobachten“, entwickelte sich ein gigantischer Aktionismus. Die Zahl der jährlichen Publikationen schnellte weltweit im Zeitraum 1976 bis 2006 von 5.000 auf 55.000 herauf (Quelle: UEK Hirnforschung und Menschenbild). Das beginnende Apparatezeitalter in der Hirnforschung fesselte mit den Forschern auch das Publikum.

Dabei konnte jeder, der sich ein wenig mit dem Gehirn beschäftigt hatte, den irreführenden »Werbeslogan« entlarven. fMRT zeigt weder Synapsen, noch Neuronen, noch deren Wirkungsweise. Lediglich Bereiche mit dichter oder schneller feuernden Neuronen, die mehr Stoffwechselprodukte absondern. Politisch inkorrekte Zeitgenossen könnten sagen, fMRT ist ein Exkremente-Radar.

Damit haben sich Neurowissenschaftler in der sensationslüstern darstellbaren Apparateforschung verstrickt. Alle geweckten Hoffnungen darauf, endlich das eigene Gehirn verstehen und optimieren zu können, wurden enttäuscht.

Die verzweifelte Suche nach den tragenden Gehirnfunktionen steckt in der Sackgasse. Als Alibi überhäufen uns Neuroforscher jährlich mit weltweit über 70.000 Publikationen. Jede einzelne verspricht Aufklärung, zeugt aber letztlich nur von einem planlosen »Blindekuhspiel«, mit unbekannten Gehirnfunktionen, denen Wissenschaftler in den letzten 20 Jahren kaum einen Schritt näher gekommen sind.

Schuldig, so jene Wissenschaftler, ist die Hyper-Komplexität des Gehirns. Doch hochgradig komplex sind fast alle biologischen Systeme. Dennoch fanden Forscher immer wieder treffend verstehbare Erkenntnisse, wie beispielsweise die Evolutionslehre von Charles Darwin vor etwa 150 Jahren. Zwischenzeitlich unwiderlegbar bestätigt durch Genforschung.

Heute wissen wir erheblich mehr über Gehirne, als seinerzeit Charles Darwin über Artenvielfalt, nutzen Wissensdatenbanken, kommunizieren weltweit und vernetzen Forschungs-Aktivitäten mit gigantischen Datenmengen. Schwer verständlich, dass bisher nicht ein einziges plausibles Konzept für Gehirnfunktionen daraus entsprungen ist. Schließlich lehrt uns die Evolution, dass sich selbst komplizierteste Gefüge meist aus simplen Systematiken heraus entwickeln.

Neugier treibt heute nicht mehr die Gehirnforschung. Dafür aber Hilferufe aus Schulen und von den Computer-Arbeitsplätzen. Ausgelöst von anschwellender Informationsflut, gefördert von falsch verstandener Schwarmintelligenz, gefestigt von oberflächlichem Denken sowie oft irreführenden Nachrichten. Gemeinhin erkennbar als ausbleibende Chancengleichheit sowie wachsende Fehlentscheidungen besonders auf höchsten Ebenen. Eindrucksvoll dokumentiert in Büchern wie »Payback« von Frank Schirrmacher sowie »Digitale Demenz« von Manfred Spitzer.

Getrieben von dieser Misere entstehen weltweit gigantische Forschungsprojekte. In Europa das »Human Brain Project«. Koordiniert von Professor Henry Markram aus Lausanne darf es in zehn Jahren über eine Milliarde Euro verteilen und damit etwa 200 Forschergruppen fördern. Das vorläufige »Projektherz« schlägt bereits in Jülich. »Juqueen« gehört zu den schnellsten Computern der Welt mit etwa 500.000 Prozessoren. Geeignet, ebenso viele Neuronen (Nervenzellen) zu simulieren.

Dieses »Rechenmonster« soll ein komplettes menschliches Gehirn nachempfinden. Wissenschaftler versprechen sich davon ultimative Erkenntnisse, gefolgt von wirksameren Behandlungsmethoden für Hirnkrankheiten. Ein kostspieliges Roulette-Abenteuer. Hoffentlich kein »russisches«, denn bisher fehlt ein plausibles Programmier-Konzept für »Juqueen«.

 

Entsprechend verbreitet sich auch heftige Kritik. Aber niemand erwähnte bislang die ursächlichen Versäumnisse bisheriger Forschung, denn sie weisen den Weg zur Erkenntnis. 

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Neuro-Versäumnisse

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Aus der Serie - Warum wir unser Denken begreifen müssen

Kaum ein Wissenschaftler hat bisher die offensichtlichen Phänomene beim Denken mit den Möglichkeiten der neuesten Technologien abgeglichen. Dazu zählen Ähnlichkeiten, Erkenntnis-Denken, vernetzte Erinnerungen sowie Begleit-Emotionen bei jedem Denkvorgang. Systematisch durchdacht, führen sie gemeinsam mit bekannten Forschungsergebnissen zur Erkenntnis, dass nur Oszillator-Mechanismen im Gehirn derartig flexible Funktionen hervorbringen können.

Diese Geschichte "Mit »Yesterday« in die Welt der Gedanken-Oszillatoren" vermittelt das Oszillatorprinzip erlebnisreich.

Oszillator-Mechanismen treiben Schwärme aus bis zu hunderttausenden Neuronen (Nervenzellen) zum rhythmischen Feuern. Jedes Neuron bis zu 100 Mal in einer Sekunde. Messbar als elektrische Schwingungen, sichtbar als farbige Flecken in fMRT-Bildern. Jeder einzelne farbige Fleck kennzeichnet einen Oszillator, der mit seinem räumlich/zeitlich einzigartigen Feuerrhythmus nur eine Botschaft durch das Gehirn jagt. Die Botschaft seines Gedankens, seiner Erinnerung.

Elektrische Gehirnschwingungen beobachten Ärzte und Wissenschaftler bereits seit 1929 unter dem Begriff »Elektroenzephalografie« (EEG). Techniker wissen schon lange, dass derartige elektrische Wellen nur aus Oszillator-Mechanismen heraus entstehen können. Doch nur wenige Wissenschaftler folgten bisher dieser Erkenntnis. Professor Wolfgang Klimesch (UNI Salzburg) wurde sogar von Kollegen fast verspottet, als er um die Jahrtausendwende von Oszillatoren sprach und ihnen eine wesentliche Rolle bei allen Denkvorgängen zubilligte.

Erste funktionelle Hinweise auf Oszillator-Mechanismen fand bereits 1949 Donald O. Hebb, sicher ohne es zu ahnen. Seine sogenannte »hebbsche Lernregel« ist heute noch Lernpflicht für Neuroforscher: „Neuronen reagieren umso häufiger miteinander, je öfter sie bereits so reagiert haben“. – Eindeutig ein Rückkopplungs-Mechanismus, wie ihn jeder Oszillator braucht, um zu schwingen. Zwischenzeitlich eindrucksvoll bestätigt mit der entdeckten Langzeit- oder Kurzzeit-Verstärkung (LTP/STP) von Synapsen (Schaltknoten im Gehirn).

Auch Emotionen vegetieren immer noch weit abseits als wissenschaftliche Stiefkinder. Ausgegrenzt von der Forschung zum kognitiven (rationalen) Denken, werden sie oft noch als evolutionäre Schmuddelkinder diffamiert. Allenfalls verkettet mit Empathie oder somatischen Markern geduldet. − Allein der tausendfach gehörte Satz, „entscheiden Sie nicht emotional, sondern vernünftig“, zeugt eindrucksvoll von gefährlich verkannten Emotionen.

Dabei funktioniert kein sogenannter kognitiver Denkprozess ohne Emotionen, wie jeder von uns täglich spüren kann. Selbst eine Aufgabe aus der denkbar kognitivsten Disziplin, der Mathematik, kann uns durch zahlreiche emotionalen Höhen oder Tiefen treiben. Und letztlich entscheiden doch nur Emotionen darüber, ob wir ein Ergebnis anerkennen oder verwerfen.

Erinnerungen im Gehirn sind ausnahmslos miteinander vernetzt und produzieren dort ähnliche Ergebnisse wie »Google & Co.« nach einer Stichwortsuche. Eindrucksvoll dokumentiert auf fMRT-Bildern durch zahlreich aufflammende Flecken in verschiedenen Gehirnregionen bei jedem erkannten Begriff, der über die Sinne das Gehirn anregt. Es sind eindeutig Oszillatoren. Sie beherbergen jene Assoziationen, wie sie Psychologen schon lange als verknüpfte Denkelemente kennen. Siehe »Wie wir denken« 

Nun, fMRT-Aufnahmen sind nicht notwendig, um zu erkennen, dass verknüpfte Denkelemente dem Ähnlichkeitsprinzip gehorchen. Ein betrachtetes Buchblatt beispielsweise lässt nicht nur Blätter anderer Baumarten, sondern auch Waldspaziergänge, sauren Regen oder gar sinnliche Momente im Buchenwäldchen als Erinnerungen vor dem »geistigen Auge« erscheinen. Hier könnte fMRT dazu beitragen, Ähnlichkeitsdimensionen des Gehirns auszuloten. Denn Gedanken-Oszillatoren reagieren nicht nur auf farbliche, räumliche oder klangliche Ähnlichkeiten, sondern auch auf verknüpfte Ereignisse, Charaktere oder Attraktivitäten. Selbst Erkenntnisbausteine, wie beispielsweise jene der Mathematik, erkennt das Gehirn auf diese Weise spielend aus Problemstellungen heraus.

Bisher hat offensichtlich noch kein Neuroforscher untersucht, dieses offensichtliche und elementare Ähnlichkeitsphänomen einem physiologischen Äquivalent zuzuordnen. Eine der schwerwiegendsten Unterlassungssünden. Erkenntnisse zu diesem Ähnlichkeitsäquivalent in den Gedanken-Oszillatoren des Gehirns sind ultimative Schlüssel. Sie weisen letztendlich sogar alle Wege aus der bedrohlichen Denkkrise.

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Neuro-Inkompetenz

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Aus dem Titel - Wissenschaftliche Holzwege sanieren

Aus der Serie - Warum wir unser Denken begreifen müssen

Das »Human Brain Project«, ausgestattet mit der erwähnten Milliarde Euro, könnte alle Defizite der Gehirnforschung aufholen und zum effektivsten Werkzeug reifen. Schließlich soll ein vollständiges menschliches Gehirn aus »Bits und Bytes« entstehen. Einstell- und simulierbar für Krankheiten, Gemütszustände, Denk- sowie Entscheidungsprozesse. – Könnte, doch …

Eine so umfangreiche Computersimulation erfordert gigantischen Recherche- und Programmieraufwand. Besonders, wenn plausible Funktionskonzepte fehlen. Denn kein Wissenschaftler kann sich bisher vorstellen, wie unser Gehirn Informationen speichert und wiedergibt, wie es denkt oder entscheidet.

Es bleibt also nichts anderes, als Neuron für Neuron, Synapse für Synapse einschließlich deren Verbindungen einem Original nachzuempfinden. Also 100 Billionen Objekte übertragen mitsamt biologischer, physikalischer und biochemischer Parameter (Begleitwerte). Jedes einzelne dieser Objekte mit anderen, sich fortlaufend ändernden Werten. Brauchbar zu messen nur im lebenden Zustand (in vivo). Allein die letzte Hürde lässt sich für menschliche Gehirne kaum überwinden.

Eine erste Schätzung als Diskussionsgrundlage zur notwendigen Programmierzeit für 100 Billionen Objekte endet bei 4 Millionen Jahren. Dabei sind 1.650 Arbeitsstunden im Jahr, großzügige 15.000 Mitarbeiter sowie eine Stunde für ein Objekt eingeflossen. Selbst wenn wir ähnliche Strukturen zusammenfassen, ihre Programmierung automatisieren und dafür den Faktor 1.000 als Rationalisierungserfolg zugestehen, bleiben immer noch ca. 4.000 Jahre.

Doch ohne Konzept fehlt auch jede Vorstellung von den zu erwartenden Teilergebnissen. Milliarden Fehler werden sich mit wachsender Rationalisierung einschleichen. Denn Gehirnstrukturen sind keinesfalls determiniert, also vorausberechenbar, sondern hochgradig zufallslastig. Damit steigt die Fehlerzahl exponentiell und degradiert alle späteren Simulationsergebnisse zur Makulatur.

Für die Leistungsfähigkeit von »Juqueen«, dem Superrechner sowie seiner gedachten Nachfolger mit 1.000-facher Effizienz sieht die Bilanz ebenso niederschmetternd aus. Gleiches gilt für Projektkosten. − Ein klassisches Lehrstück dafür, dass Apparateforschung keineswegs Königswege markiert, sondern nur wissenschaftliche Prothesen. Und die kollektive Inkompetenz lässt ebenfalls grüßen.

Nikolaus Kopernikus hätte nach dieser Methode erst in den Weltraum fliegen müssen, um die Sonne als Mittelpunkt unseres Planetensystems erkennen zu können. Nein − dies ist der falsche, der »Holzweg«.

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Neuro-Trümmer recyceln

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Aus dem Titel - Wissenschaftliche Holzwege sanieren

Aus der Serie - Warum wir unser Denken begreifen müssen

Leider kann das milliardenschwere »Human Brain Projekt« in den nächsten Jahrzehnten nicht verwirklicht werden. Doch alle bereits dafür angeschafften Einrichtungen lassen sich nutzen. Namentlich »Juqueen«, der in Jülich stehende Computer mit 500.000 Prozessoren könnte gute Dienste leisten. Gemeinsam mit den Erfahrungen aus dem »Blue Brain-Projekt« von Professor Henry Markram ließen sich wirklichkeitsnahe Simulationen an programmierten Gehirnfragmenten durchführen.

Doch welche Fragmente bitte und nach welchem Konzept? Wer nicht den leisesten plausiblen Verdacht über die Art der Denk- und Entscheidungsfunktionen im Gehirn hegt, muss auch hier scheitern. Denn die Wahrscheinlichkeit, ohne Konzept die Prinzipien des Denkens zu finden liegt bei fast null. Schließlich lässt sich eine Stecknadel im Heuschober nur finden, wenn man weiß wie sie aussieht oder zumindest, wie sie piekt.

Weshalb also nicht das hier verdeutlichte Oszillatorprinzip als Grundlage nehmen? Es erfüllt tausendmal mehr als die bisherige Unwissenheit. Offenbart bereits, wie Gedanken-Oszillatoren entstehen, wie sie Erinnerungen speichern und wiedergeben, um damit zu denken und zu entscheiden.

Auch wenn das Oszillatorprinzip nicht von einem habilitierten Gehirnforscher entwickelt wurde. Es sagt für gesunde Gehirne alle Experimentergebnisse zum menschlichen Verhalten trendsicher voraus und erklärt alle erlebbaren Denkphänomene. Siehe auch »Wie wir denken«

Weiterhin müssen die Forschungsversäumnisse nachgeholt werden, wie sie im Thema »Neuro-Versäumnisse« aufgeführt sind. Dazu gehören:

1.    Erforschen des Ähnlichkeitsprinzips, nach dem Erinnerungen und Assoziationen aufgerufen werden.

2.    Erforschen der Oszillatormechanismen, aus denen die mit EEG gemessenen elektrischen Schwingungen entstehen. Hier liegen alle Schlüssel für speichern und aufrufen von Erinnerungen, also für das Lernen.

3.    Erforschen der Emotionen, die wir beim Denken und Entscheiden spüren. Hier warten Erkenntnisse über die Dynamik von Fehlentscheidungen.

4.    Erforschen der Abhängigkeiten zwischen dem Ähnlichkeitsprinzip (1), den Oszillatormechanismen (2) und den Emotionen (3). Hier schlummern alle Schlüssel, die zu besseren Entscheidungen führen, um persönliche und kollektive Kompetenzen zu stärken.

Hört sich zunächst gut an. Doch zweifle ich begründet an Bereitschaft und Eignung unserer Neurowissenschaftler, den von ihnen favorisierten »Holzweg« zu verlassen. Denn ich hatte es versucht. Dazu verschickte ich 1427 Publikationen des Oszillatorprinzips an leitende Wissenschaftler gehirnnaher Disziplinen. Daraus resultierten 68 Antworten, 49 förmliche und 19 konstruktive. Kein Kommentar stellte die wissenschaftliche Substanz des Oszillatorprinzips infrage.

Allerdings zeugten auch die konstruktiven Antworten von recht oberflächlicher Wahrnehmung, was einige Wissenschaftler mit fehlenden interdisziplinären Kenntnissen entschuldigten. Einzelne Anregungen jedoch enthielten wertvolle Ergänzungen, die ich gern eingefügt habe – dafür nochmals vielen Dank.

Alles in allem doch ein recht dürftiges Interesse für die vermeintliche Lösung eines jahrhundertealten Geheimnisses.

Dabei stelle ich mir meine Reaktion vor, wenn mir jemand die Sensation mitteilen würde, dass der Strom nicht von Plus nach Minus, sondern umgekehrt fließt. Nun habe ich Elektrotechnik studiert und weiß deshalb, dass Techniker konventionell den Strom von Plus nach Minus annehmen, ohne ihn je beobachtet zu haben. Physiker dagegen betrachten Strom als wandernde geladene Teilchen.

Positiv geladene Teilchen sind die massereicheren Protonen, die sich fest in Atomkernen verankern, während die viel leichteren beweglichen negativen Elektronen im Spannungsfeld immer zur positiven Seite driften. Der Elektronenstrom muss also von Minus nach Plus fließen. ‒ Sorry, sicher wären nur fünf Wörter nötig, doch wollte ich Ihnen noch einmal eine höhere Instanz demonstrieren, die aus dem reinen Wissen eine unvergessliche Erkenntnis macht. Doch immer nur dann, wenn Sie die Erklärung aus anderen Kenntnissen selbst finden oder nachträglich darüber nachdenken.

Wenn ich jedoch den Unterschied zwischen technischer und physikalischer Sicht des Stromes nicht wüsste wäre mir keine Hürde zu hoch, um herauszufinden, warum das so ist. Und wenn es nicht begreifbar wäre, würde ich recherchieren oder protestieren. Ähnliche Regungen sollte man gerade von Wissenschaftlern erwarten, denn sie leben schließlich von der Neugier, sollte man meinen. Deshalb gibt es für die mageren Reaktionen der Forscher nur drei Erklärungen.

1.    Wissenschaftler werden zu sehr gehetzt vom Ergebniszwang aus Drittmitteln und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

2.    Wissenschaftler haben sich übermäßig spezialisiert und können kaum noch über den »eigenen Tellerrand« schauen. Das wiederum lässt an ihrer Kommunikationsfähigkeit zweifeln, besonders für interdisziplinäre Arbeitsgruppen.

3.    Wissenschaftler quälen sich so, wie wir alle mit kollektiver Inkompetenz.

Wahrscheinlich gelten alle drei Erklärungen. Dann sind dies die größten zu recycelnden Trümmer, deren Substanzen untersucht und eliminiert werden müssen.

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Erkenntnisse zur Psychologie

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Aus dem Titel - Wissenschaftliche Holzwege sanieren

Aus der Serie - Warum wir unser Denken begreifen müssen

Während Neurowissenschaftler nach Gehirnfunktionen fahnden, lauern Forscher aus den psychologischen Disziplinen auf deren Ergebnisse. Denn sie benötigen dringend ein Erkenntnisband für überzahlreiche, bisher nur empirisch erforschte Aufgabenfelder. Die Lehren von Sigmund Freud sind dafür schon überstrapaziert.

„Psychologie“, könnten Sie jetzt einwenden, „befasst sich doch immer irgendwie mit Denken. Ist das nicht eine für alle gültige Gemeinsamkeit?“ Richtig, doch wenn Denken weder aus den Gehirnfunktionen, noch gesellschaftlich folgerichtig als Erklärung für psychologische Phänomene herangezogen werden kann, bleibt es ein stumpfes Werkzeug.

Deshalb lebt die Psychologie kaum von Erkenntnissen, sondern fast ausschließlich von zurechtgeschneiderten Paradigmen, also von Lehrmeinungen. So entstanden zahlreiche Therapien, deren Wirksamkeit nur selten nachzuweisen ist, was den Psychotherapeuten viel Kritik einbrachte. Siehe auch »Zerbrechliche Liebe«.

Das Oszillatorprinzip für Gehirnfunktionen könnte diese Erkenntnislücke schließen, denn alle erfassten gehirninternen Funktionen sind in sich plausibel und enden dort, wo die Psychologie beginnt. Nämlich an den spürbaren Regungen des Gehirns. Siehe auch »Wie wir denken«.

Darüber hinaus lassen sich damit auch alle sozialen Reflexionen zur Gesellschaft erschließen. Die hier schon behandelten sozialen Phänomene zeigen eindeutig, wie und warum Fehlverhalten oder unerträgliche Geisteszustände entstehen.

Beispielsweise spricht Sigmund Freud vom Über-Ich. Damit meint er dominante verinnerlichte Handlungs-und Entscheidungsnormen, die aus der erzieherischen Umwelt stammen und sich bei Entscheidungen meist unbewusst, also emotional durchsetzen. ‒ Das Oszillatorprinzip erklärt dies mit dem gespeicherten Emotionsgehalt jeder Erinnerung, deren Dominanz sich mit Verdruss, Freude, verehrten Vorbildern oder traumatischen Erlebnissen steigert. ‒ Das Über-Ich besteht also aus den gespeicherten Emotionen von Erinnerungen.

Damit konnte ich mit dem Oszillatorprinzip die Ergebnisse aller gelesenen psychologisch/kognitiven Forschungsarbeiten voraussagen. So ließen sich auch bestehende Forschungsergebnisse auswerten und gemeinsamen Nennern zuordnen. Lehrmeinungen wären überflüssig. Die Psychologie könnte den Blick auf neue Ufer richten und breiteres Vertrauen erlangen.

Doch für viele in der Psychologie geortete Thesen zur Vererbung von konstitutionellen Eigenschaften bleibt kein Platz mehr. Dazu gehören neben den Instinkten auch Phantasiereichtum, motorische Geschicklichkeit, Denkstil sowie die Eidetik als Fähigkeit, sich Objekte anschaulich und real vorzustellen.

All diese Kompetenzen erlernen unsere Gehirne mit der Prägung über soziale Phänomene, denn Gene enthalten für den Vererbungstransport solcher Kompetenzleistungen viel zu wenige Informationen, was auch zahlreiche Neurowissenschaftler unterstreichen.

Aus diesen Erkenntnissen könnten Psychologen die Wurzeln solcher Fähigkeiten oder deren Fehlen aus der persönlichen Entwicklungsgeschichte der Patienten erfragen.

Tierische Gehirne arbeiten bereits seit etwa 500 Millionen Jahren nach dem Oszillatorprinzip. Es entstand evolutionär aus der Notwendigkeit, Muskeln anzuspannen. Denn dafür brauchten Oszillatoren nur schneller zu feuern, was sie heute noch in jedem muskelbewegten Organismus tun. Auch beim Menschen.

Ähnlich lässt sich auch der Streit um vererbte Intelligenz lösen. Wissenschaftler ermittelten dazu die Intelligenzquotienten von eineiigen Zwillingsparen, die gleich nach ihrer Geburt getrennt wurden und auch so aufwuchsen. Wenn diese Quotienten bei mehreren solcher Paare dichter beieinanderliegen, so meinten die Forscher, muss Intelligenz wenigstens teilweise erblich sein. Denn Eltern oder andere Personen hatten keine Chance, sie gleichmäßig zu beeinflussen.

Das Ergebnisse bei etwa 30 Zwillingspaaren hieß: 80 Prozent Intelligenz-Ähnlichkeit (Korrelation) gegenüber null Prozent bei beliebig miteinander kombinierten Paaren. 

Und doch sind diese Ergebnisse falsch. Zwar wuchsen die Zwillingsgeschwister in unterschiedlichen sozialen Umgebungen auf, doch eine Gemeinsamkeit behielten sie zeitlebens ‒ nämlich ihr fast gleiches Aussehen und damit ihre gleiche Attraktivität.

Attraktivität aber ist der wichtigste Faktor für Charaktere und damit für Art und Intensität angeeigneter Kompetenzen. Deshalb müssen sie bei eineiigen Zwillingen immer ähnlich sein, auch ohne Vererbung.

Offenbar dachte keiner der Wissenschaftler an diesen Zusammenhang. Auch interpretierten sie das, was Intelligenzquotienten aussagen, falsch. Denn diese Tests messen keine Intelligenzen, sondern Kompetenzen. Intelligenz verkörpert lediglich die Fähigkeit, Kompetenzen zu erwerben. Siehe auch Intelligenz.

Deshalb bleibt vererbbare Intelligenz reines Wunschdenken, schon in der Antike geboren aus menschenverachtender Sklavenhaltung. Denn Sklaven wurde zu allen Zeiten das Etikett »minderwertige Rasse« auf die »Stirn geklebt« ‒ Oder wollen elitäre Kreise mit vorgeschobener erblicher Intelligenz gar ihren Status zementieren?

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Erkenntnisse zur Sozialwissenschaft

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Aus dem Titel - Wissenschaftliche Holzwege sanieren

Aus der Serie - Warum wir unser Denken begreifen müssen

Auch die Denkgrundlagen für Sozialwissenschaften sind empirisch gewonnen. Sie bestehen ebenso wie in der Psychologie größtenteils aus Paradigmen, also aus Lehrmeinungen. Bisherige Versuche, diese Lehrmeinungen zu bündeln, um ihnen aus einer höheren Instanz heraus mehr Erkenntnisse abzuringen, zeigten keine zufriedenstellenden Ergebnisse.

Mit dem Oszillatorprinzip gelingt diese Bündelung auf Anhieb. Motivationen, Entwicklungslinien sowie die daraus entstehenden sozialen Strömungen lassen sich direkt aus den Gehirnfunktionen ableiten. Als Denkbrücken erschließen die hier beschriebenen sozialen Phänomene gerade in der Soziologie zahlreiche Anwendungen.

Beispielsweise ähneln Erkenntnisse aus dem sozialen Phänomen »Attraktivität« recht intensiv der von Pierre Félix Bourdieu erkannten sozialen Habitus-Barriere. Sie erschwert jeden Zugang zu Gruppen mit anderem Habitus, sprich Attraktivität, Auftreten, Gewohnheiten usw. Eine aktiv wirkende Erfolgs-Barriere.

Das Oszillatorprinzip erweitert diese Barriere durch passive Betrachtungsweisen. Menschen erliegen gern der Attraktivität von Anderen, von Gruppen, Institution usw. Damit übernehmen sie beinahe zwangsweise deren Ansichten, Gewohnheiten und Denkweisen. Besonders Kinder prägen so ihr ganzes Leben einschließlich ihrer Intelligenz. Siehe auch »Von attraktiven Menschen«.

Vielfach passen jedoch die übernommenen Eigenarten nicht zum eigenen Habitus, denn die meisten Vorbilder sind hochgradig anerkannte und damit oft attraktive Mitbürger. Deshalb nehmen Mitmenschen diese Kluft abstoßend wahr und grenzen sich ab. Soziale Erfolglosigkeit ist vorprogrammiert. Ihr folgen entweder stille Resignation oder ganz und gar zerrissene Persönlichkeiten mit starkem kriminellem Potential. – Jeder Jugendliche und jeder Erwachsene unterliegt diesen Einflüssen mehr oder weniger, positiv oder negativ. Siehe auch »Gefährliche Vorbilder«.

Gefühltes Glück sezierten Sozialwissenschaftler statistisch aus Fragebögen. Dabei stellten sie u.a. fest, dass Glück recht wenig mit Lebensstandard zu tun hat, solange die Grundbedürfnisse gestillt sind. Auch soziale Bindungen, wie sie von Soziologen gern als Glücksförderer herausgestellt werden, bleiben umstritten. Schließlich kann niemand sagen, was zuerst kam: Erzeugt Glück Gemeinsamkeit oder erzeugt Gemeinsamkeit Glück?

Dagegen vermittelt Glück als soziales Phänomen aus den Gehirnfunktionen einsichtigere Antworten. Glück entsteht danach nicht aus käuflichem Spaß und geborgtem Lebensstandard, sondern aus Geborgenheit, Anerkennung sowie persönlicher Zukunftsaussichten. Und das Glück anderer ist ein irreführender Maßstab für den eignen Glücksstatus, denn fast immer ist es getürkt. Siehe auch »Von glücklichen Menschen«.

Deshalb gehört die sozialwissenschaftlich geförderte irreführende Kopplung zwischen Glück und käuflichen Resourcen auf den Prüfstand. Denn sie führte und führt zu mehr Umweltschmutz, ohne das Lebensglück wirklich zu steigern.  

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Essenz und Ausblick

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Aus der Serie - Warum wir unser Denken begreifen müssen

„Und wo bitte bleibt die Pädagogik?“ Fragen Sie sich jetzt sicher, „Lebt sie nicht vom Auftrag, uns mit den richtigen Kompetenzen auf das Leben vorzubereiten?“ ‒ Den Auftrag hat sie, doch ob dieser Auftrag mit dem vorgeschriebenen Lehrstoff und den angewandten Methoden zu erfüllen ist, finden Sie im nächsten Titel.

Schließlich gehört zum Auftrag auch die Chancengleichheit. Ein Reizthema, dem sich seit einem halben Jahrhundert Lehrer ebenso wie Wissenschaftler und Politiker ausgesetzt sehen. Doch nähergekommen sind sie diesem Ziel immer noch nicht, denn bisher gibt es kein wirksames Konzept, außer mehr Geld in Konzeptlosigkeit zu investieren.

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Erkenntnisse zur Psychologie

Erkenntnisse zur Sozialwissenschaft

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Kommentare: 1
  • #1

    Hans-J. Schubert (Mittwoch, 03 Juli 2019 17:23)

    Demo-Kommentar
    Denn sie führte und führt zu mehr Umweltschmutz, ohne das Lebensglück wirklich zu steigern: Weshalb Umweltschutz?