3.  Traum aller Menschen – vom kompetenzfreien Aufstieg

Aus dem Kapitel:  Eliten verzocken unsere Zukunft

Die Bibel vergleicht Gott mit einem Hirten, der seine Lämmer, die Menschen, behütet oder bestraft. Gott braucht keine Kompetenzen, um Schafe zu hüten. Er verkörpert selbst die Kompetenz. Ein Traum, den sicher jeder Eliteanwärter träumte. 

Nach dem zweiten Weltkrieg und besonders nach dem Zerfall der kommunistischen Sowjetunion 1990 bis 1991 erstarkte der Neoliberalismus. Dies besonders in Demokratien und Scheindemokratien.

 

Dem Neoliberalismus wird allgemein die gestaltende Kraft im Wirtschafts- und Geldwesen zugeschrieben. Dazu gehören auch die Globalisierung sowie demokratische Entwicklungen. Kritiker schreiben ihm deshalb auch die Schuld an der Bankenkrise 2008 zu.

Themen zu dieser Seite

Walter Lippmanns Thesen

Abgehängt, beraubt und gedemütigt

Beinahe psychopatische Gelüste

Wir Narzissten

Walter Lippmanns Thesen

Der neoliberale Geist lebt maßgeblich von den Thesen des Schriftstellers und Medienkritikers Walter Lippmann (* 23. September 1889, † 14. Dezember 1974). Gemäß seinem Demokratieverständnis besteht eine intakte Demokratie aus zwei Menschenklassen.

Hier der zitierte Originaltext aus Wikipedia.

·      Laut Lippmanns Demokratieverständnis besteht eine intakte Demokratie aus zwei Klassen. Die sehr kleine Klasse der „Spezialisten“ wird aktiv mit den Angelegenheiten des Allgemeinwohls betraut. Diese Männer analysieren die Lage der Nation und treffen Entscheidungen auf politischer, wirtschaftlicher und ideologischer Ebene. Ihr gegenüber stehe die Klasse der den Spezialisten überlassenen „Handlungsobjekte“, nach Lippmann die „verwirrte Herde“, vor deren Getrampel und Gelärm die Spezialisten geschützt werden müssten. In einer funktionierenden Demokratie hat die Masse der Menschen („die Herde“) laut Lippmann lediglich die Befugnis, die Spezialisten zu wählen und den Rest der Zeit mit „Grasen“ zu verbringen.

·      In seinen Essays zur Demokratie fordert er, dass nur die spezialisierte Klasse für die „Herausbildung einer gesunden öffentlichen Meinung“ Sorge tragen dürfe, weil die Öffentlichkeit lediglich aus „unwissenden und zudringlichen Außenseitern“ bestehe.

Ersetzen wir „Spezialisten“ durch Eliten und die „Herde“ durch uns Normalverbraucher, dann wird der Text verständlich. Wer fern von elitären Allüren lebt wird die Würgekrämpfe beim Lesen lange nicht los.

Unsere Eliten weisen natürlich diese Ansichtigen entrüstet zurück, doch verhalten sie sich beinahe Deckungsgleich zu den Ansichten von Herrn Walter Lippmann. – Sie versuchen, unter sich zu bleiben, verschleiern Fakten, stellen ihre Meinungen als Fakten dar und nötigen ihre intellektuellen Helfer, dies vielstimmig und scheinbar kompetent zu verbreiten. Damit bestimmen sie den öffentlichen Diskurs, dem gefälligst die „Herde“ zu folgen hat. Mehr dazu finden Sie in beinahe allen Elite-Kritikbüchern. Zum Beispiel hier.

 

Mit Hilfe von Meinungsfabriken (Thinktanks) verdrehen Eliteträger kompetenzfreies (dummes) Handeln fast so, dass Otto Normalverbraucher nach elitären Fehltritten hervorragend bewältigte Herausforderungen loben könnte. - Aber nur fast. 

Abgehängt, beraubt und gedemütigt

Der Herrschaftsanspruch der Eliten beginnt mitunter schon im Kindergarten, oft in der Grundschule, spätestens aber im Gymnasium. Meist stärkere und/oder attraktivere Schüler oder Schülerinnen schließen sich in Cliquen zusammen, um ihre gefühlte Überlegenheit zu trainieren. Gesprächsthemen in solchen »Elitegruppen« behandeln vorwiegend die Schwächen der anderen. Damit füttern Mitglieder ihre egozentrischen Gelüste, ihre Egos.

Unliebsame Mitglieder oder Beitritts-Bewerber werden vergrault, hartnäckige Kandidaten gemobbt. Mobbing beginnt mit gestreuten Falschmeldungen über die Opfer. Erweitert sich mit öffentlich demütigenden Bemerkungen. Mit Raunen und Sprüchen, wenn sich die Opfer im Unterricht zu Wort melden. Zuweilen auch mit körperlichen Attacken oder plötzlich fehlenden Gegenständen.

Die von den Opfern gefühlte kollektive Ablehnung reißt nachhaltige Löcher in ihre Selbstachtung und raubt letztlich den Mut, einen angemessen Platz in dieser Gesellschaft zu erobern. Nach solchen Mobbing-Attacken setzen sich die seelisch gebrochenen Kandidaten meist wieder auf einen der hinteren Plätze der Lebensarena zu den anderen, den Lämmern, die ihren Mut schon längst begraben hatten.

Bei meinen Hundespaziergängen spreche ich oft mit Menschen. Eine Abiturientin erzählte mir auf meine Frage, dass ihr Sprachfehler nach intensiven Mobbingattacken eingetreten ist. Mobbing wird heute zu wenig ernst genommen. Die Dunkelziffer ist sicher erschreckend hoch, weil alle Verantwortlichen abwiegeln.

Die Cliquenmitglieder aber erleben Demütigungen anderer als egozentrische Orgien, die ihre Gewissheit auf ein elitäres Leben festigen. Die hier beschriebene Mobbing-Art ist nur eine von vielen Varianten, um mental schwächere zu allen Zeiten und an allen Orten zu demütigen.

So oder ähnlich entwickeln Menschen ihre Charaktere, wenn sie sich elitär fühlen.

Dabei hinterlassen sie bergeweise verbranntes Selbstvertrauen bei den zurückgebliebenen. Und sie spüren im Cliquenleben, dass Ausreden, Floskeln und hohle Phrasen leichter zum Ziel führen, als ehrliche Argumente. Schließlich müssen sie ihre Hirtenillusion träumen, und dürfen sich nicht von stupidem lernen die Zeit stehlen lassen. – Ein wirksames Training, um kompetenzfrei aufsteigen zu können.

Solche Elite-Anwärter signalisieren bei allen Auftritten ihren Führungsanspruch. Auch bei Personalmanagern. Deshalb werden sie auch unabhängig von ihrer Kompetenz bevorzugt befördert. Kompetentere bleiben abgehängt auf den hinteren Plätzen der Lebensarena sitzen, denn Kompetenz, also Durchblick und Interventionsvermögen, können Personalmanager nicht werten. Und Vorgesetzte meist auch nicht, wenn sie aus elitärem Holz geschnitzt sind.

Mobbing ist ein systematischer Missbrauch sozialer Macht. Er überspringt Schulpforten und verfolgt seine Opfer ein Leben lang. Ein Teufelskreislauf, der ganze Staaten in die Hände von Pseudoeliten treiben kann, die mit Ausreden, Floskeln und hohlen Phrasen ihre Posten verteidigen.  

Beinahe psychopatische Gelüste

Beinahe psychopatische Gelüste

„OK“, könnten wir sagen, „so ist nun mal das Leben. Vordere Plätze sind zu erkämpfen.“ Doch denken wir dabei nicht zu kurz?

Sind Menschen mit beinahe psychopatischen Gelüsten jemals vertrauenswürdig? Und ebnen wir mit dieser tumben (einfältigen) Auslese nicht auch kranken Köpfen alle Wege in höchste Verantwortlichkeiten? – Eindeutig Ja und noch schlimmer. Denn sicher geglaubte Eliteplätze verführen zu Denkfaulheit zugunsten egozentrischer Orgien. Schließlich erwarten gekürte Eliteträger einen kompetenzfreien Aufstieg möglichst durch alle Institutionen.

Gleichzeitig verlieren wir die Talente der „Lämmer“, der mutlosen, für intelligente Führungsaufgaben. Denn sie trösten ihre Scham oft nur mit Fastfood, Popmusik und Drogen. Nur wenige kämpfen weiter. Dafür folgen alle Zuschauer von den hinteren Arenaplätzen den Schaukämpfen empathisch, sodass auch sie den Mut verlieren.

Und zu allem Überfluss, welche Ironie! Fast alle Beteiligten unterstützen diese tumbe (einfältige) Auslese. Ob  Eltern, Lehrer, Vorgesetzte, Mitschüler, Mitstudenten, Kollegen, Freunde und besonders alle Medien. – Unterstützen heißt hier: Wegsehen, weghören oder den Opfern ihren Platz in den hinteren Rängen der Lebensarena schmackhaft machen. Letzteres gilt besonders für Psychotherapeuten, Mobbingberater sowie für die meisten Medien. Nachzulesen in vielen Mobbing-Ratgebern.

Diese Unterstützer halten sich entweder selbst für elitär oder sie folgen dem Mantra »groß, stark und schön ist gut«. Andere sprechen hier auch vom Schönheits- oder Jugendwahn. Beinahe unglaublich ist es, dass auch kleine, schwache oder weniger schöne Menschen, die eigentlich in Opferschachtel gehören, jene unterstützen, die ihnen die Chance nahmen, selbst zur Elite zu gehören.

Doch schädigen wir uns nicht selbst, wenn wir den Großen, starken und Schönen huldigen? Garantieren schöne Köpfe mit erregenden Körpern wirklich richtige Entscheidungen in führenden Positionen? Nein, allenfalls garantieren sie Denkabstinenz, Ego-Orgien und Überheblichkeiten.

Auch der Drang, andere zu demütigen, scheint unstillbar in solchen Köpfen verankert. Gehörte er doch schon in der Schulzeit zu den Ego-Orgien. Deshalb schreitet diese Show fort in Vereinen, Hochschulen, Verwaltungsstellen, Unternehmen, NGOs (Nichtregierungsorganisationen) sowie ganz besonders in den Familien.

In ihrer Summe enthalten die Charaktermerkmale der Elitetäter einen aufgeblasenen Manipulationsdrang, der jede Führungsfähigkeit in demokratischen Gefilden ausschließen sollte. Alles zu beobachten in kritischen Interviews von Journalisten mit sog. Experten, Politikern oder Firmenlenkern. Oft auch privat beim Partner oder bei sich selbst. Es ist das Verhaltensmuster von aggressiven Narzissten und gleichzeitig die heute noch gültige Eintrittskarte für Führungsetagen.

Zu allem Überfluss verkaufen unsere Medien dieses Gehabe als »Emotionale Intelligenz«, mit der Führungskräfte ja gesegnet sein sollen. Werten wir unsere Erkenntnisse über Eliten bis hier her, dann dient »Emotionale Intelligenz« nur als Feigenblatt für fehlende Kompetenz. Kompetenz, die sich in Durchblick und Interventionsvermögen zeigt.

Ich durfte bisher nur wenige Chefs beobachten, die kein narzisstisches Verhalten zeigten. Fast alle aber tarnten sich ausgezeichnet. Denken wir uns die Tarnkappen weg, so erreicht die Zahl der Narzissten heute geschätzt 60 Prozent aller Politiker, Experten und Vorgesetzten. Aber 90 Prozent aller namhaften Eliteträger. Tendenz steigend.

 

Solche Eliteträger stellen eine Gefahr für jede Gesellschaft dar. Denn sie lösen keine Probleme, und nähren keine plausiblen Visionen. Stattdessen verschwenden sie das Geld anderer mit elitären Aktionismen und sorgen dafür, dass die Probleme dieser Welt weiter wachsen. Allerdings mit einer Ausnahme: Es bleiben stabile Führungsetagen die im Notfall mit einer geballten Stimme sprechen können, um Menschenmassen zu beeinflussen.

Hier die Sprungmarke2

Wir Narzissten

Viele Beteiligte behaupten, dass Mobbing in Schulen auch heute noch nicht ernst genommen wird. 

Das ist verständlich, weil sich die Verantwortlichen größtenteils zu den Eliten zählen. Damit nehmen sie in Kauf, dass die Täter- und Opfererfahrungen das ganze Leben der betroffenen sowie der zuschauenden Schüler prägen.

·      Opfer verlieren einen großen Teil ihrer Selbstachtung.

·      Zuschauer leiden und lernen empathisch mit den Opfern die Verzagtheit.

·      Die Gesellschaft verliert unzählige erdrosselte Talente.

·      Täter gewinnen die Zuversicht auf ein elitäres Leben, dass sie oft auch führen dürfen.

·      Kompetenzfreie Eliteträger belasten die Gesellschaft mit Pseudoeliten, die sich mit Halbwahrheiten, Floskeln und hohlen Phrasen durchwursteln.

Das ist sicher etwas überspitzt dargestellt, doch die Richtung stimmt und die gesellschaftlichen Miseren bestätigen dies.

Doch eins haben wir alle mit narzisstischen Tätern gemein. Wir genossen unterschiedslos egozentrische Orgien. – Nämlich als Babys in der bedingungslosen Obhut unserer Mütter. Aber nur solange, bis unsere Eltern uns schrittweise aus dieser intimen Vertrautheit entließen. Nachdem wir sitzen, laufen, sprechen und mit Werkzeugen essen gelernt hatten.

Wir alle litten unter dieser Zäsur. Vermissten wir doch die bedingungslose Fürsorge der Eltern und forderten sie unentwegt ein. Wollten auf den Arm, mit den Eltern spielen, spazieren gehen und vieles mehr.

Attraktive Zeitgenossen vermerkten hier schon mehr Erfolge, was sich im Kindergarten und in den Schulen verstärkte. Ob sie dann in den »Elitegruppen« ihr gefährliches »Mobbing-Handwerk« verinnerlichten, hing von den Mitstreitern ab. Diese konnten attraktiver oder weniger attraktiv sein. Außerdem konnten Mitstreiter die Attraktivität anders spüren. Die Auslese fand dann in den sogenannten »Elitegruppen« der einzelnen Schulklassen statt.

Aber auch Vorbilder, wie Eltern, Schauspieler, Sänger, Sportler, Politiker oder andere Familienmitglieder konnten narzisstische Entwicklungen auslösen. Oft führen auch Erfolge in bestimmten Situationen oder in den Lieblings-Fächern zu narzisstischen Entwicklungen.

Ferner ist die Reihenfolge in den Geschwisterriegen ausschlaggebend. Einzelkinder entwickeln sich recht oft zu Narzissten. Erstgeborene stehen ihnen nur wenig nach. Ab dem Zweitgeborenen verringert sich die Wahrscheinlichkeit für narzisstische Neigungen. Immer jedoch überschattet von der persönlichen Attraktivität – der eigenen Ausstrahlung.

Dieser letzte Untertitel soll die mitunter arge Eliteschimpfe relativieren. Schließlich sind wir alle Opfer unserer Attraktivität und des sozialen Milieus, in dem wir aufgewachsen sind. Doch als die bewusst benachteiligte und getäuschte „Herde“ sollten wir markige Worte nutzen dürfen, um die Sachlage zu verdeutlichen.

Zum Sachstand hier noch einmal die Frageliste zur vermeintlichen Dummheit der Eliten.

1.   Woher schöpfen Menschen ihre Kompetenz? – Aus einem rudimentären Schulsystem.

2.   Wie schaffen es Menschen, kompetenzfrei aufzusteigen? – Mit Attraktivität, Halbwahrheiten und dem Training, andere zu unterdrücken.

3.   Und besonders: Wie lassen sich Kompetenzen kontrollieren? – Erkläre ich gleich.

Inhaltsverzeichnis - Vertrauenskrise – Eliten verzocken unsere Zukunft 1

Inhaltsverzeichnis. 1

1.      Tödlicher Aktionismus - von der Urangst getrieben 2

2.      Willkommene Mitgift - Schulsystem aus elitären Gehirnen. 3

3.      Traum aller Menschen – vom kompetenzfreien Aufstieg. 4

Walter Lippmanns Thesen. 4

Abgehängt, beraubt und gedemütigt 5

Beinahe psychopatische Gelüste. 6

Wir Narzissten. 7

4.      Eliten zähmen – Kompetenzen kontrollieren. 8

Persönlichkeitsmerkmale egozentrischer Narzissten. 8

Beispiel – Interview mit der Bundesverteidigungsministerin9

Hintergründe des Interviews erleuchten. 10

Interventionskompetenz stärken. 11

5.      Bildungsruinen entrümpeln – lernen war gestern. 12

Warum lernen so weh tut 12

Erfahrungen simulieren. 13

Lernen war gestern. 13

Erkenntnis-Schule in der Praxis. 13

Offizielles Kompetenz-Modell 13

Essenz und Ausblick. 13

6.      Ausblick – Perspektiven statt Almosen

        Hintergrundschriften als Download

Perspektiven statt Almosen

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Kommentare: 1
  • #1

    Hans-J. Schubert (Samstag, 01 Juni 2019 11:35)

    Ein Beispielkommentar:
    Der neoliberale Geist lebt maßgeblich von den Thesen des Schriftstellers und Medienkritikers Walter Lippmann - Dazu:
    Es gibt noch viele weitere hervorragende Köpfe, von deren Geist der Neoliberalismus lebt.

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