Soziale Phänomene als Denkbrücken zum menschlichen Verhalten und zur Intelligenzentwicklung
Aus der Serie: Soziale Reflexionen unserer Gehirne
Erst soziale Phänomene schaffen verständliche Denkbrücken zwischen den Schlüsselgrößen, also den Emotionen und Ähnlichkeiten, hin zu den sozialen Interaktionen unserer Gehirne. Diese Phänomene sind Wahrheit, Anerkennung und ganz besonders die eigene Attraktivität. Selbst Wissenschaftler verkannten diese Phänomene als Katalysatoren für menschliches Verhalten und menschliche Entwicklung bisher beinahe vollständig. Erst das Oszillatorprinzip liefert alle notwendigen Einblicke in Gehirnfunktionen zur Klärung dieser Zusammenhänge.
Die Wahrheit ist allgemein als äußerst flüchtig bekannt. Sie lässt sich jedoch zum besseren Verständnis splitten in Unwahrheit (Lüge), Halbwahrheit, eigene- und absolute Wahrheit. Unsere Entscheidungen treffen wir meist mit der eigenen Wahrheit, die in unseren Erinnerungen enthalten ist. Dabei wissen wir nie, ob diese Wahrheit auch zu richtigen Ergebnissen führt. Es ist nämlich fast immer nur die »halbe Wahrheit«, denn sie enthält zu oft falsche oder unvollständige Fakten. Deshalb sind viel zu viele unserer Entscheidungen falsch, was sich meist erst später herausstellt und von den Betroffenen nur allzu gern verschleiert wird.
Richtige Entscheidungen benötigen die absolute Wahrheit. Leider hat sie bisher niemand zu Gesicht bekommen. Wir können uns ihr nur nähern. Versuchen, Fakten zu vervollständigen und falsche auszumerzen. Doch auch das trifft auf menschliche Hürden, nämlich auf Lügen und Halbwahrheiten anderer. Lügen lassen sich meist schnell erkennen, aber Halbwahrheiten fühlen sich meist an wie echte Wahrheiten. Doch oft fehlen absichtlich verschwiegene notwenige Fakten, um Entscheidungen anderer zu beeinflussen. Dennoch führt jeder Zentimeter auf dem Weg zur absoluten Wahrheit zu richtigeren eigenen Entscheidungen. Den Ausweg aus diesem Dilemma finden Sie in 6. Konstruktive Antworten.
Attraktiven Menschen scheint es besser zu gehen. Sie sind beliebt und genießen überall schnell Anerkennung. Oft sogar so intensiv, dass sie zu Vorbildern oder gar Idolen aufsteigen. Damit übernehmen die Anerkennenden deren Ansichten, Gewohnheiten und Denkweisen. Besonders anfällig dafür sind Kinder und Heranwachsende sowie Menschen, deren eigene Attraktivität weit weniger ausgeprägt ist als jene der Vorbilder. − Der Prozess für die Vorbildfunktion steht im nächsten Thema.
Ansichten, Gewohnheiten und Denkweisen bestimmen mit Entscheidungen unser gesamtes Leben sowie auch jede persönliche Intelligenz einschließlich der Karriereziele. Wenn jedoch die eigene Attraktivität nicht diesen Vorbildern entspricht, übernehmen wir Eigenarten, die unsere Authentizität gegenüber der Gesellschaft untergraben.
Grobes Beispiel: Wenn ein schmächtiger junger Mann mit den Allüren eines »Elefanten im Porzellanladen« zu punkten versucht, werden sich auch Freunde angewidert abwenden. − Menschen zerreißen damit psychisch ihre eigene Persönlichkeit.
Dagegen erscheint Panos Kammenos in Wort und Umfang vollständig authentisch. Sonst hätten ihn nur wenige gewählt.
Allein die Art, sich dem anderen Geschlecht zu nähern wird von attraktiven Jünglingen oft als Eroberungsfeldzug geschildert. Ein weniger attraktiver Heranwachsender wird sich damit meist blamieren und letztlich frustrieren.
Dazu sagte schon Konfuzius vor etwa 2.500 Jahren: Es gibt drei Möglichkeiten, klug zu handeln
1. Durch nachahmen – das ist die leichteste.
2. Durch nachdenken – das ist die edelste.
3. Durch Erfahrungen – das ist die bitterste.
Wenn jedoch Nachahmungen als die leichtesten der Möglichkeiten versagen, wird es schwer. Denn alle notwendigen Erfahrungen zu sammeln, dauert oft Jahrzehnte. Danach werden Karrierechancen rar. – Bleibt nur noch nachdenken. Doch dazu fehlte es ohne Oszillatorprinzip bisher an Erkenntnissen über die Zusammenhänge sozialer Dynamiken mit den Gehirnfunktionen.
Wer jedoch jetzt daraus folgert, dass attraktive Menschen intelligenter sind und damit auch bessere Erfolgschancen aufbauen, irrt sich, wie das vollständige Oszillatorprinzip zeigen wird.
Aber wie bitte entsteht denn Anerkennung aus dem Ähnlichkeitsprinzip heraus? – Eltern erfreuen sich zumindest in den ersten Lebensjahren unserer vollen Anerkennung, denn ihre Zuwendung genießen wir mit guten Gefühlen. Auch werden sie von Bekannten und Verwandten anerkannt, stehen oft sogar im Mittelpunkt der Kommunikation. Deshalb wirken auch Eltern für uns sehr attraktiv. Und natürlich übernehmen wir viele Verhaltensweisen von ihnen.
Kommt jetzt Onkel Erwin, der heimliche Hahn im Korb des Familienklans, zu Besuch, dann dreht sich alles um ihn. Schon bei der Begrüßung klopfen ihm alle auf die Schulter. Über seine Witze lacht ausnahmslos jeder. Offenbar kann er sich wirklich alles erlauben. – Onkel Erwin steht intensiver im Mittelpunkt, als unsere Eltern. Kein Wunder also, wenn wir für ihn ein enthusiastischeres Gefühl entwickeln, als für die Eltern. Damit öffnen wir uns vollständig für Onkel Erwin. Und selbstverständlich wollen wir von dem Tag an genauso werden wie er. Ganz sicher ein früher sozialer Erfolgsraub, der uns noch viel Unbill einbringen wird.
Der Charakter jedes erwachsenen Menschen ist letztlich nichts anderes als das Endstadium von übernommenen Ansichten, Gewohnheiten und Denkweisen. Die dominierende Einflussgröße dabei stellt die soziale Reflexion zur eigenen Attraktivität dar. Deshalb lässt sich fast jeder Charakter oft schon auf den ersten Blick erkennen.
Auch dieser Zusammenhang bedarf einer Erläuterung. – So richtig beginnt das makabre Spiel erst in der Schule. Ein sportlicher starker, sympathisch aussehender Junge wird die soziale Welt schnell als Spielwiese für mitgebrachte Allüren kennenlernen. Er kann andere herumschubsen, findet bei den Lehrern viel Zuwendung und steht fast immer im Mittelpunkt.
Ganz anders ein schmächtiger blasser, eher unansehnlicher Typ. Er lernt die soziale Welt von den Schattenseiten her kennen. Wird oft herumgeschubst, findet bei den Lehrern nur selten Beachtung und steht in Gruppen immer ganz außen, wenn man ihn überhaupt duldet. Zu allem Überfluss übernimmt er gern auch noch Verhaltensweisen jener im Mittelpunkt stehenden Kinder und lässt sie an schwächeren aus, was natürlich im Erwachsenenalter nicht mehr funktioniert.
Dass solche unterschiedlichen sozialen Erfahrungen Charaktere prägen, brauche ich wohl nicht weiter zu erläutern. Allerdings sind Charakterergebnisse mitunter korrekturbedürftig. Denn Attraktivität wirkt relativ zur sozialen Umgebung. Und geschupst werden kann auch zu Trotz führen nach dem Motto: „Denen werde ich es noch zeigen.“
Persönlichkeitseigenschaften sind immer erworben. Vererbung geschieht nur indirekt über die angeborene Attraktivität. Intelligenztests an eineiigen Zwillingen zur Bestimmung des Vererbungsanteils enthalten diesen dominierenden Parameter nicht. Deshalb sind sie praktisch unbrauchbar. – Eine Hoffnung mehr auf nachhaltigen sozialen Aufstieg.
Soziale Phänomene erschließen beinahe die gesamte soziale Sabotage von Erfolgsgerechtigkeit und Chancengleichheit.
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