Hektischer Aufbruch ins Ungewisse
Aus der Serie: Rätsel Gehirn gelöst
Aus dem Titel: Neurowissenschaft in der Klemme
Kategorien: Kritik-GehirnforschungK
Warum Wissenschaftler nicht erklären können, wie unsere Gehirne lernen, erinnern, denken und entscheiden. Und wie sie wirklich funktionieren.
Das »Human Brain Project«, ausgestattet mit der erwähnten Milliarde Euro, könnte alle Defizite der Gehirnforschung aufholen und zum effektivsten Werkzeug reifen. Schließlich soll ein vollständiges menschliches Gehirn aus Bits und Bytes entstehen. Einstell- und simulierbar für Krankheiten, Gemütszustände, Denk- sowie Entscheidungsprozesse. – Könnte, doch …
Eine so umfangreiche Computersimulation erfordert gigantischen Recherche- und Programmieraufwand. Besonders, wenn plausible Funktionskonzepte fehlen. Denn kein Wissenschaftler kann sich bisher vorstellen, wie unser Gehirn Informationen speichert und wiedergibt, wie es denkt oder entscheidet.
Es bleibt also nichts anderes, als Neuron für Neuron, Synapse für Synapse einschließlich deren Verbindungen einem Original nachzuempfinden. Also 100 Billionen Objekte übertragen mitsamt biologischer, physikalischer und biochemischer Parameter (Begleitwerte). Jedes einzelne dieser Objekte mit anderen, sich fortlaufend ändernden Werten. Brauchbar zu messen nur im lebenden Zustand (in vivo). Allein die letzte Hürde lässt sich für menschliche Gehirne kaum überwinden.
Eine erste Schätzung als Diskussionsgrundlage zur notwendigen Programmierzeit für 100 Billionen Objekte endet bei 4 Millionen Jahren. Dabei sind 1.650 Arbeitsstunden im Jahr, großzügige 15.000 Mitarbeiter sowie eine Stunde für ein Objekt eingeflossen. Selbst wenn wir ähnliche Strukturen zusammenfassen, ihre Programmierung automatisieren und dafür den Faktor 1.000 als Rationalisierungserfolg zugestehen, bleiben immer noch ca. 4.000 Jahre.
Doch ohne Konzept fehlt auch jede Vorstellung von den zu erwartenden Teilergebnissen. Aber Milliarden Fehler werden sich mit wachsender Rationalisierung einschleichen. Denn Gehirnstrukturen sind keinesfalls determiniert, also vorausberechenbar, sondern hochgradig zufallslastig. Damit steigt die Fehlerzahl exponentiell und degradiert alle späteren Simulationsergebnisse zur Makulatur.
Für die Leistungsfähigkeit von »Juqueen«, dem Superrechner sowie seiner gedachten Nachfolger mit 1.000-facher Effizienz sieht die Bilanz ebenso niederschmetternd aus. Gleiches gilt für Projektkosten. − Ein klassisches Lehrstück dafür, dass Apparateforschung keineswegs Königswege markiert, sondern nur wissenschaftliche Prothesen.
Kopernikus hätte nach dieser Methode erst in den Weltraum fliegen müssen, um die Sonne als Mittelpunkt unseres Planetensystems erkennen zu können. Nein − dies ist der falsche, der »Holzweg«.
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