Aktionismus als Ausweg?
Aus der Serie: Rätsel Gehirn gelöst
Aus dem Titel: Neurowissenschaft in der Klemme
Kategorien: KritikK
Warum Wissenschaftler nicht erklären können, wie unsere Gehirne lernen, erinnern, denken und entscheiden. Und wie sie wirklich funktionieren.
Die verzweifelte Suche nach den tragenden Gehirnfunktionen steckt in der Sackgasse. Als Alibi überhäufen uns Neuroforscher jährlich mit weltweit über 70.000 Publikationen. Jede einzelne verspricht Aufklärung, zeugt aber letztlich nur von einem planlosen »Blindekuhspiel«, mit unbekannten Gehirnfunktionen, denen Wissenschaftler in den letzten 20 Jahren keinen Schritt näher gekommen sind. − Schuldig, so jene Wissenschaftler, ist die Hyper-Komplexität des Gehirns. Doch hochgradig komplex sind fast alle biologischen Systeme. Dennoch fanden Forscher immer wieder treffend verstehbare Erkenntnisse, wie beispielsweise die Evolutionslehre von Charles Darwin vor etwa 150 Jahren. Zwischenzeitlich unwiderlegbar bestätigt durch Genforschung.
Heute wissen wir erheblich mehr über Gehirne, als seinerzeit Charles Darwin über Artenvielfalt, nutzen Wissensdatenbanken, kommunizieren weltweit. Schwer verständlich, dass bisher nicht ein einziges plausibles Konzept für Gehirnfunktionen daraus entsprungen ist. Schließlich lehrt uns die Evolution, dass sich selbst komplizierteste Gefüge meist aus simplen Systematiken heraus entwickeln.
Nicht mehr Neugier treibt heute die Gehirnforschung, sondern der Kampf gegen Orientierungslosigkeit unserer Gehirne. Ausgelöst von anschwellender Informationsflut, gefördert von falsch verstandener Schwarmintelligenz, gefestigt vom oberflächlichen Denken sowie oft irreführender Nachrichten. Gemeinhin erkennbar als ausbleibende Chancengleichheit sowie wachsende Fehlentscheidungen auch auf höchsten Ebenen. Eindrucksvoll dokumentiert in Büchern wie »Payback« von Frank Schirrmacher oder »Digitale Demenz« von Manfred Spitzer. − Letzte Hoffnungen ruhen jetzt darauf, endlich Gehirnfunktionen zu begreifen.
Getrieben von dieser Misere entstehen weltweit gigantische Forschungsprojekte. In Europa das »Human Brain Project«. Koordiniert von Professor Henry Markram aus Lausanne darf es in zehn Jahren über eine Milliarde Euro verteilen und damit etwa 200 Forschergruppen fördern. Das vorläufige »Projektherz« schlägt bereits in Jülich. »Juqueen« gehört zu den schnellsten Computern der Welt mit etwa 500.000 Prozessoren. Geeignet, ebenso viele Neuronen (Nervenzellen) zu simulieren.
Dieses »Rechenmonster« soll ein komplettes menschliches Gehirn nachempfinden. Wissenschaftler versprechen sich davon ultimative Erkenntnisse, gefolgt von wirksameren Behandlungsmethoden gegen Hirnkrankheiten. Ein kostspieliges Roulette-Abenteuer. Hoffentlich kein »russisches«, denn bisher fehlt ein plausibles Programmier-Konzept für »Juqueen«.
Entsprechend verbreitet sich auch heftige Kritik am »Human Brain Project«. Aber kaum jemand erwähnte bislang ursächliche Versäumnisse der bisherigen Forschung. – Besonders die mangelhafte Analyse erlebbarer Gehirn-Phänomene auch vor dem Hintergrund neuer technischer Möglichkeiten, wie beispielsweise fMRT (funktionelle Magnet-Resonanz-Tomografie).
Die versäumten Forschnungsfelder erfahren Sie im nächsten Thema.
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