Mit »Yesterday« in die Welt der Gedanken-Oszillatoren

Aus der Serie: Rätsel Gehirn gelöst

Warum Wissenschaftler nicht erklären können, wie unsere Gehirne lernen, erinnern, denken und entscheiden. Und wie sie wirklich funktionieren.

Gedanken-Oszillatoren lassen sich nur etwas anspruchsvoller begreifen als Dampfmaschinen. Doch immer noch ein Gedanken-Spaziergang gegenüber der von Wissenschaftlern »angedrohten« Hyper-Komplexität unseres Gehirns, wie aus der folgenden Geschichte hervorgeht.

Dauerfeuer aus allen Sinneszentren, aus mehr als 100 Millionen Nervenzellen (Neuronen) bedrängt tagsüber unser Gehirn. Bis zu 50 »mikroskopisch« kleine Stromstöße (Impulse) feuert dabei jedes einzelne Neuron in einer Sekunde, getrieben von Seh-, Hör-, Riech-, Gefühls- oder Geschmacks-Sensoren. Eine gigantische Impuls-Lawine, die jedes Gehirn pausenlos über Nervenfasern und deren Schaltstellen (Axone, Synapsen, Dendriten) durchflutet. Ein Datenvolumen, mit dem sich weit mehr als 100 Fernsehprogramme gleichzeitig übertragen ließen.

Sinneszentren bereiten elektrische Signale aus Sinnesorganen auf, um sie dem Gehirn in einer Struktur weiterzuleiten, die es verarbeiten kann. Dazu gehören Seh-, Hör-, Rich-, Gefühls- oder Geschmacks-Signale. 

Quelle: teacherandme.org
Quelle: teacherandme.org

Stellen Sie sich vor: Sie tanzen gerade mit dem liebsten Partner und hören dabei zum allerersten Mal »Yesterday« (Link zur Musik). Die fremde Melodie verwirrt etwas, verbreitet Beklemmung. Doch Ihr Hörzentrum feuert Salve um Salve »Yesterday« ins Gehirn. Etwa eine Milliarde Impulse pro Sekunde. − Aber meist schon beim zweiten Refrain schwindet jene Beklemmung. Ja, beinahe möchten Sie mitsummen. Was bitte ist geschehen?

Unter dem Yesterday-Feuer bildete sich ein Oszillator im Gehirn. Ein schwingfähiges Gebilde aus hunderttausenden miteinander vernetzter Neuronen. Dieser Gedanken-Oszillator zündet, wenn »Yesterday« oder eine ähnliche Melodie erklingt. Erst dann schwingt er auf, feuert mit allen zugehörigen Neuronen und verbreitet seine einzigartige Erinnerungs-Botschaft, nämlich »Yesterday«. Eine Botschaft, die zuerst das Hörzentrum trifft. Genau dort, wo sie herkam. Denn der Yesterday-Oszillator bildete während seiner Geburt einen »Schwingungsverbund« mit dem Hörzentrum. Dabei entstand eine Hin- und Rück-Nerventrasse, aktivierbar ausschließlich vom Inhalt dieser Erinnerung.

Damit startet der Oszillator im Hörzentrum teilweise jene Neuronen, die schon beim ersten Hören von »Yesterday« aktiv waren. – Und wenn gleichzeitig eine ähnliche Melodie erklingt, erfahren diese Neuronen zusätzlichen Antrieb, feuern schneller. Dies führt zum Erkennungssignal als angenehmes Gefühl, als Emotion. Untermalt von Klangerinnerungen, anregend zum Mitsummen. – Wissenschaftler würden hier von zeitlich/räumlicher Koinzidenz im Hörzentrum sprechen.

Wir fühlen uns genervt, wenn Unbekanntes über Sinnesorgane auf sich aufmerksam macht, unseren Denk- oder Handlungsfaden stört. Aber auch erleichtert, nachdem alle Störenfriede erkannt, annektiert oder gar mit Neugier belegt sind.

Ein Gedanken-Oszillator ruht die meiste Zeit seines Lebens, seine Neuronen feuern nicht, schweigen. Erst wenn Impulsfeuer aus den Sinneszentren oder von anderen Oszillatoren seinem eigenen Rhythmus ähnelt, aktiviert er sich und schwingt auf. Elektroniker sprechen hierbei von »getriggerter« Zündung. Derselbe Effekt, der auch sogenannte »getriggerte Schmerzen« verursacht.

Wenn später Yesterday aus dem Autoradio erklingt, spüren Sie sofort Erleichterung, denn der Yesterday-Oszillator zündet zuverlässig und feuert. Doch er feuert seine Botschaft nicht nur zu den Sinneszentren hin, sondern verbreitet sie im gesamten Gehirn. Damit zündet er alle ähnlichen Oszillatoren. Besonders jene, die bei seiner Geburt aktiv waren, denn auch sie formten den Yesterday-Oszillator. – Zuerst zünden sicher Gedanken an den liebsten Partner, oft schnell gefolgt von Erinnerungen an den Tanzabend, den Duft oder den unwiderstehlichen Augenaufschlag.

Vier Assoziationen zu Yesterday, würden Psychologen sagen. Damit aber nicht genug. Jeder einzelne Oszillator trägt auch eine emotionale Botschaft. Eine Botschaft, die genau den Gemütszustand während seiner Geburt spiegelt. − So entfacht Yesterday sekundenschnell Glückserwartungen auf kommende Zweisamkeiten. Auch wieder Emotionen. Diesmal jedoch mit ganz besonderer Bedeutung.

Alle von einem Sinneseindruck aufgerufenen Oszillatoren bilden aus ihren emotionalen Inhalten einen Mittelwert mit nur einer einzigen Botschaft an unser Befinden. Diese Botschaft empfinden wir beispielsweise als gut bis schlecht, appetitlich bis abstoßend, anregend bis langweilig oder aus mehren Emotionsfraktionen gemischt. Und genau dies ist der Punkt, an dem unser Gehirn entscheidet − folgen oder abwenden, kämpfen oder fliehen. Mindestens zehntausend Mal am Tag, meist mühelos unbewusst, aber immer emotional. – Die bedeutendste lebens- und erfolgsbestimmende Funktion unseres zentralen Nervensystems. Eine Funktion, die auch alle Denkprozesse verantwortet. Ja, sie bestätigt sogar Sigmund Freuds These vom »Über-Ich«, hebt sie aber gleichzeitig aus dem Dunstkreis der Mystik empor in den realen wissenschaftlichen Kontext.

Diese kurze Einführung in die Welt der Gedanken-Oszillatoren ist hier nicht neurophysikalisch hinterlegt. Zeigt aber bereits, wie treffend Gedanken-Oszillatoren die Wirklichkeit spiegeln und legt zahlreiche gravierende Differenzen zu herrschenden Lehrmeinungen offen. Lehrmeinungen, die bisher ohne Konzept für Gehirnfunktionen entstanden. Oft nur auf Krankenbefunde oder Tierversuche aufbauen und nur selten praktisch nachvollziehbar sind. Dagegen vereint das Oszillatorprinzip gesicherte Forschungsergebnisse direkt mit täglich erfahrbaren Gehirnregungen.

Der nächste Titel zeigt das Hobby aller derzeit erfolgreichen Menschen.

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