7. Durchblick mit Kompetenz für alle – ein Märchen?

Aus der Serie: Warum wir unser Denken begreifen müssen

Der kalte Krieg scheint auferstanden, Europa droht an Finanzkrisen zu zerbröseln, weltumspannend explodieren Krisen, Kriege samt tödlichem Terror. Und aus dem Internet dräut Orientierungslosigkeit mit digitaler Demenz. – Sind Menschengehirne überhaupt fähig, diese apokalyptische Entwicklung zu stoppen? Und wenn ja, weshalb ließen sie es so weit kommen?  > Zur Kurzfassung

Ähnlich bedrohliche Weltlagen gab es schon öfter, heute jedoch addiert sich dazu ein Phänomen, das jede Entscheidungsfähigkeit drastisch einschränkt. Die Informationsflut aus allen Medien, verbunden mit allgegenwärtig präsenten attraktiven Medien-Protagonisten.

Doch letztlich entspringen alle Miseren unseres Lebens nur einer Quelle, nämlich den falschen Entscheidungen unserer Gehirne. Folglich darf Abhilfe nicht fortwährend nur »randalierende« Löcher stopfen, sondern muss sich darauf konzentrieren, allseits richtige Entscheidungen zu moderieren.

Klingt einleuchtend, scheiterte aber bisher an fehlender neurowissenschaftlichen Aufklärung darüber, wie unsere Gehirne ganzheitlich funktionieren. Doch neue Einsichten dazu offenbaren jetzt mit dem Oszillatorprinzip, wie wir lernen, erinnern, denken und entscheiden.

Die Ursachen weltweiter Fehlentscheidungen

Mit Erkenntnissen über ganzheitliche Gehirnfunktionen klingen die führenden Ursachen für weltweite Fehlentscheidungen präziser oder erhalten neue Bedeutungen.

1.    Wachsende Informationsfluten aus allen Medien.

»Wissen ist Macht«, so die allgemeine Ansicht. Sie verführt dazu, mediale Wissensfragmente anzuhäufen, um damit zu entscheiden. Doch reichen nicht schon Fakten für richtige nachhaltige Entscheidungen? Oder einprägsamer: »Fakten, Fakten, Fakten«, wie sie Helmut Markwort als »Focus-Schlachtruf« jahrelang ans Firmament heftete?

Eindeutig nein − wir konsumieren lernend immer mehr Fakten und begreifen dabei immer weniger Zusammenhänge. Treffen mit diesen Fakten dann zwangsläufig falsche Entscheidungen. Denn Fakten entziehen sich der Vollständigkeitskontrolle, solange funktionale Erkenntnisse fehlen. Kein Entscheider kann so überblicken, wie vollständig wahrheitsgetreu und aus welchem Bereich die Fakten wirklich stammen, mit denen er entscheidet. Ähnlich einer Straßenkarte mit regelfrei entfernten Eintragungen.

Erst wenn sich Fakten im Gehirn zu Erkenntnissen gruppieren, entsteht der notwendige Durchblick. Solche Erkenntnisse oder Einsichten sind die natürlichen Beschleuniger unseres Denkens. Sie vernetzen alle zusammengehörigen Wissenspixel im Gehirn zu einer schnell richtig durchdenkbaren Einheit. Damit decken sie Fehler auf, erkennen Halbwahrheiten und entlasten Gehirne von zusammenhanglosem Wissensmüll medialer Informationsfluten.

Die simple Einsicht beispielsweise, dass alle nicht unterstützten Gegenstände zu Boden fallen, erspart es uns, tausende Objekte prüfen zu müssen, um vor Überraschungen gefeit zu sein.

Wenn alle Mediennutzer mehr in Erkenntnissen und weniger in Fakten denken würden, wären Informationsfluten völlig harmlos für unsere Gehirne. Gleichzeitig würde sich mit anderen Informationsgewohnheiten auch der allgemeine Medienkonsum zu relevanteren Inhalten bewegen.

2.   Destruktiv wirkende Denkweisen von Medienstars − und anderen unpassenden     Vorbildern.

Attraktive Medienstars wecken bei uns viele Wünsche nach einem besseren Leben, nach mehr sozialen Freiheiten. Oft erscheinen sie auch nur deshalb attraktiv, weil sie vermeintlich von vielen anderen Menschen anerkannt oder gar verehrt werden. Dazu gehören Schauspieler, Popsänger, Manager, Politiker, attraktive erfolgreiche Bekannte sowie Protagonisten von Unternehmen, Konzernen und öffentlichen Institutionen mit eindrucksvollem Image.

Fast all unsere Gewohnheiten und Denkweisen übernahmen wir von Vorbildern. Heute besonders von Medienstars. Doch meist passen sie weder zu unserem Umfeld, noch zu unserer Attraktivität. Dazu wissen wir nie, ob Gewohnheiten und Denkweisen von richtigen Menschen oder nur von deren geschauspielerten Öffentlichkeits-Profilen stammen.

Falsche Denkweisen jedoch führen ständig zu falschen Entscheidungen. Entscheidungen, die den Erfolg verderben, uns nach und nach immer tiefer in die Erfolgsruinen zerren. Dieser soziale Teufelskreis des Misslingens besteht allerdings schon, solange Menschen miteinander kommunizieren. Doch nie wurden sie so unaufgeklärt einer so üppigen Medienflut ausgesetzt, die beinahe ausschließlich gestylte attraktive Protagonisten herausstellt.

Besonders Kinder und ohnehin zu kurz gekommene sind gefährdet, denn sie denken noch hochgradig begeisterungsfähig. Die daraus sich entwickelnde Traumwelt verfolgt Kinder häufig bis ins Erwachsenenalter hinein. Damit entstehen extrem emotionale erfolgswidrige Denkweisen. Mitunter so intensiv, dass sogar Zerwürfnisse mit den Eltern folgen. – Dieser wohl heimtückischste Erfolgsraub ist die dominierende Ursache für Schulversagen, Erfolglosigkeit oder gar Kriminalität.

3.   Fortschreitende latente Inkompetenz in den Führungsriegen

Von den etwa 20.000 täglichen Entscheidungen im Gehirn stoßen maximal ein Prozent auf erheblichen Zweifel. Eine Emotion, die zum Denken veranlasst. Uns durch emotionale Achterbahnfahrten treibt, zum Recherchieren drängt, mit Informanden sprechen lässt und uns mitunter sogar tagelang verfolgt.

Menschen gehen sehr unterschiedlich mit diesen essenziellen Entscheidungen um. Die meisten versuchen, sie zu umgehen, scheuen das Denken mit emotionalen Achterbahnfahrten und wollen alle Probleme auf den gewohnten Bahnen schnell überspringen. Schließlich genießen Schnellentscheider großes gesellschaftliches Ansehen, während Zögerer und Zauderer bestenfalls belächelt werden. Beinahe jeder versucht, sich diesem Mainstream unterzuordnen und als Pragmatiker, als Tatmensch, als Macher zu glänzen.

Deshalb haben Schnelldenker sich oft schon lange vom Zweifel verabschiedet. Diese Empfindung einfach unterdrückt, um ja keine Unsicherheiten zeigen zu müssen. Denn sie haben einen Nimbus zu verlieren, den Nimbus schneller Entscheidungen, immer sofort richtig zu handeln. So entscheiden sie nach erkannt geglaubter Faktenlage, ohne daran zu denken, dass Fakten unvollständig, falsch oder gar trügerisch sein können.

Diese gesellschaftliche Vorrangstellung, ergänzt durch kraftvolles sympathisches Auftreten, bevorzugt Schnelldenker bei Beförderungen. Etwa 80 Prozent aller Führungskräfte gehören dazu. 

Wenn Pragmatiker aber nach einer Beförderung mit neuen anspruchsvolleren Aufgaben immer noch nicht gelernt haben, an ihren eigenen Entscheidungsvorlagen zu zweifeln, drohen Fehlentscheidungen am laufenden Band. Denn ohne zweifeln entfällt das lebenslange Lernmodell »Learning by Doing«. Kompetenz lässt sich dann nur noch simulieren.

Mitarbeiter erkennen simulierte Kompetenz schnell, doch Vorgesetzte aus demselben »Holz« kaum, sodass auch der krasseste Versager mit weiteren Beförderungen rechnen muss. So kann sich Unfähigkeit bis hin zur Führungsspitze von Unternehmen oder sonstigen Institutionen durchsetzen. Ohne Konkurrenz hält sich ein solcher Elitekropf jahrzehntelang, besonders in großen Konzernen. Schließlich entledigen sich Konzerne ihrer Konkurrenz weniger durch Leistung. Sie verwenden meist subtilere Methoden.

Der größte Wachstumsmotor für diese »latente Inkompetenz« entsteht aus verschleierten Beförderungen, verbunden mit gesellschaftlicher Abschottung von Führungszirkeln. Damit schwindet der Glaube an Fleiß, Zuverlässigkeit und Bildungsbeflissenheit als Erfolgsgarant, obwohl jede interviewte Führungskraft diesen Glauben permanent schürt.

Lt. Allensbach glaubten 2012 nur noch etwa 46 Prozent aller befragten an sozialen Aufstieg. 1975 waren es noch 62 Prozent. Fünf Jahre nach der Berufsausbildung dürften es noch maximal 10 Prozent sein.

Wie weit diese »latente Inkompetenz« die Führungsriegen in Unternehmen und Institutionen befallen oder gar durchsetzt hat, lässt sich nur ahnen. Doch die Krisen der letzten Jahre sprechen dafür, dass sich so manch eine Institution bereits im Endstadium »latenter Inkompetenz« befindet.

4.  Globalisierung – legt weltweit Lebensverhältnisse offen und ermöglicht damit oft   niederschmetternde Vergleiche zum eigenen Milieu. So wächst mit Neidgefühlen auch Hass einschließlich der Bereitschaft zu Emigration, Aufständen, Kriegen sowie Terroreinsätzen. Allerdings verfälschen geschönte und übertrieben verunglimpfende Medieninformationen die Entscheidungsgrundlagen.

Nun, das wissen wir schon, doch der politische Umgang mit diesen Phänomenen scheint völlig kopflos, wie allein die explodierenden Ereignisse im Nahen Osten zeigten. Stabilität, wenn auch diktatorisch aufrechterhalten, wurde mit dem bejubelten arabischen Frühling auf den Altären von Scheindemokratien geopfert. Im Irak und in Afghanistan waren selbst die Amerikaner nicht in der Lage, die brodelnden Stammesgelüste zu zähmen und hinterließen desaströse Alibi-Demokratien. Vielleicht hätten sich die Okkupanten der letzten hundert Jahre mehr mit den Stammesgeschichten der Opferländer befassen sollen, statt populistisch übereilt zu entscheiden. – Möglicherweise handelt es sich hier schon um latente Inkompetenz im Endstadium (3).

Angesichts dieser bedrohlichen Situation müssen wir uns fragen, ob die »latente Inkompetenz« nicht schon lange unsere Gehirne durchsetzt hat und teilweise sogar in digitale Demenz übergegangen ist.

Doch keine einzige dieser Ursachen lässt sich verbieten. Auch Schuldige dafür sind nicht zu orten. Schließlich können wir Computer, Internet, Starkult und Globalisierung nicht einfach verdammen. Die gesamte westliche Zivilisation geriete ins Wanken. Doch jeder für sich kann aus diesen Informationen seine Konsequenzen ziehen.

Das einzige allgemeine Mittel dagegen besteht aus Aufklärung darüber, wie wir denken und entscheiden. Leider konnte uns die Neurowissenschaft zu dieser Problematik bisher keine Auswege zeigen.

Triumpf der Neurowissenschaften?

Neben der Datenindustrie entpuppten sich auch die Neurowissenschaften als Gewinner aus den letzten 25 Entwicklungsjahren. Mittlerweile erforschen weltweit etwa 40.000 Menschen das Gehirn. Die Zahl der jährlichen Publikationen stieg von etwa 20.000 im Jahr 1990 auf geschätzt etwa 80.000 in 2014. »Neuro« scheint allgegenwärtig. Gehirnwissenschaftler beanspruchen die Deutungshoheit für alles, was irgendwie mit dem Gehirn zu tun hat. Zahlreiche Institutionen erfuhren eine plakative Zwangsmodernisierung mit Begriffen wie Neurorecht, Neurowerbung, Neuroökonomie, Neuroästhetik, Neuromarketing sowie viele mehr.

Und dies alles, ohne dass bis heute ein einziger offizieller Wissenschaftler erklären kann, wie unsere Gehirne ganzheitlich funktionieren, wie sie lernen, erinnern, denken und entscheiden.

Bisher standen wissenschaftliche Funktionshypothesen immer am Anfang breiterer Forschungsanstrengungen. Evolutionstheorie, Relativitätslehre, Quantentheorie und viele mehr zeugen dafür. Zur Erklärung dieses bisher einmaligen Defizits verweisen Neurowissenschaftler auf die Hyperkomplexität des Gehirns. Tatsächlich aber lässt sich das Defizit auf drei doktrinartige neurowissenschaftliche Glaubenssätze zurückführen.

1.   Unsere Gehirne entscheiden meist emotional unvernünftig, mitunter auch rational   vernünftig.

2.     Emotionen stören den Denkprozess, wenn sie nicht unterdrückt werden.

3.    Die Suche nach rational signalverarbeitenden Strukturen führt zu Erkenntnissen über ganzheitliche Gehirnfunktionen.

Diese drei Glaubenssätze blockierten gemeinsam alle Erkenntnisse über das wahre Funktionsleben unserer Gehirne, denn jeder bisherige Versuch, mit diesen Glaubenssätzen das Gehirn ganzheitlich zu erklären, erstickte bereits im Keim. Völlig unbegreiflich bei weltweit mehr als einer Million dokumentierter Forschungsergebnisse.  

Erst neue Einsichten aus privatwissenschaftlicher Initiative enthüllen plausibel, dass alles Denken emotional abläuft. Und dennoch ist es in der Lage, jene vermeintlich rationalen Denkergebnisse zu formen. Das so entstandene Oszillatorprinzip erklärt alle spürbaren Gehirnregungen, ohne auch nur ein offizielles Forschungsergebnis zu verletzen.

Gleichzeitig entsteht daraus die allgemeinverständliche Erkenntnis, dass Erinnerungsoszillatoren als Gedächtnisspeicher sich frei im Gehirn bilden und die Symbiose zwischen Emotionen und Ähnlichkeiten moderieren. Daraus lassen sich sogar sämtliche sozialen Interventionsergebnisse unserer Gehirne ableiten – nachzulesen im Buch »Erfolgs-Sabotage im Gehirn«.

Doch zahlreiche Gehirnwissenschaftler beschweren sich schon jahrelang wachsend über die seit etwa 30 Jahren in Aussicht gestellte, aber nie eingetroffene ganzheitliche Erklärung für Gehirnfunktionen. Es ist auch der entscheidende Grund dafür, dass aus der Neuroforschung bisher keine belastbaren Lösungsimpulse für dringende soziale Probleme unserer Zeit kamen. Insbesondere für Chancengleichheit sowie zur Bewältigung der Informations-Überdosis.

Dennoch waren Wissenschaftler gehirnnaher Disziplinen nur mäßig an einem Kompaktbericht über das Oszillatorprinzip interessiert. Und dies, obwohl er mit deutlichem Hinweis auf die »erste ganzheitliche Erklärung für Gehirnfunktionen« versehen war. – Eigentlich ein Thema, das jeden verantwortungsbewussten Neurowissenschaftler sehr hellhörig machen sollte.

Aus 1.427 ohne Netzfehler verschickten persönlichen E-Mails an führende Wissenschaftler resultierten 68 Antworten. Davon wiederum waren 49 nur förmlich. Ganze 19 Antworten enthielten konstruktive Hinweise. Kein Kommentar stellte die wissenschaftliche Substanz des Oszillatorprinzips infrage. Allerdings zeugten die konstruktiven Antworten von einer recht oberflächlichen Wahrnehmung, was einige Wissenschaftler mit fehlenden interdisziplinären Kenntnissen entschuldigten. Siehe auch Quellennachweise.

Eine intensivere Debatte hätte vielen Betroffenen mehr Zuversicht gegeben. Und betroffen sind wir alle. Schließlich besitzt jeder nur ein Gehirn auf das er lebenslang angewiesen ist. Ein Gehirn, dessen Entscheidungsfähigkeit meist durch unterschwelligen Erfolgsraub gelitten hat. Auch wenn wir diese Einschränkungen nur selten bewusst wahrnehmen, ihre Summe verantwortet letztlich sämtliche Fehlentscheidungen und damit alle persönlichen sowie öffentlichen Miseren.

Eine gewagte These 

Aus allen Erfahrungen mit komplexen Gegebenheiten wissen wir, dass Menschen umso erfolgreicher damit umgehen können, je intensiver sie die funktionellen Hintergründe erkennen. Eines der komplexesten Systeme auf dieser Welt trägt jeder lebenslang bei sich, sein Gehirn. Bisher lieferte uns die Unkenntnis selbst seiner offensichtlichsten Funktionen jedem Erfolgsraub hilflos aus.

Deshalb müssen wir alle unser Denken begreifen. – Begreifen wie wir lernen, erinnern, denken und vor allem entscheiden. Erst diese Erkenntnisse führen dazu, wirklich »unseres eigenen Glückes Schmied« zu werden. Uns auch gegen unterschwelligen Erfolgsraub erkenntnisreich durchsetzen zu können und die Welt nicht nur durch die Brillen professioneller Manipulationsmanager sehen zu müssen. – Alle Grundlagen zur Aufklärung liegen jetzt vor.

Dies ist aus heutiger Sicht der einzige Weg, um jedem aufgeschlossenen Mitmenschen die Systematik seiner verpassten Chancen zu offenbaren. Nur dann wird er mit neuer Zuversicht auch neue Erfolgsziele anstreben. Ein Weg der, umsichtig beschritten, entscheidend dazu beitragen wird, die Miseren unserer Zeit in den Griff zu bekommen. Weniger Krisen, Kriege, Elitekröpfe, ausgeschacherte Gesetze sowie weniger Einkommensgefälle. Dafür aber mehr Durchblick, persönlicher Erfolg und mehr Chancengleichheit.

Aufgeklärte Denkfähigkeit führt immer zu neuen Werten und Vorlieben für Informationen. Werbeexperten und Politiker würden es schwerer haben, die halbe Wahrheit zu verbergen. Schon der reine Selbsterhaltungstrieb würde sie zu mehr lauterer Wahrheit zwingen.

Ausschlaggebend für diese gewagte Hypothese ist die durch Aufklärung angeregte Erfolgszuversicht, besonders im Berufsleben (siehe ). Denn nur damit entstehen mehr hierarchieübergreifende Karrieren, die den Druck auf inkompetente Führungsriegen verstärken. Karrieren, die mit allseits aufgeklärtem Denken nicht mehr unerkannt von »machiavellistischen Machenschaften« hintertrieben werden können.

»Machiavellistische Machenschaften« stammen aus dem 16. Jahrhundert. Zu der Zeit schrieb Niccolò Machiavelli für seinen Fürsten die Denkschrift »Anleitung zur Einigung Italiens«. Unter dem heutigen Buchtitel »Der Fürst« betrachten es Topmanager (wahrscheinlich auch Gerhard Schröder) heute verstärkt als heimliche Pflichtlektüre. Die Schrift wird allerdings öffentlich gerügt. Enthält sie doch besonders brutale und hinterhältige Formen der Machtausübung − aber auch viele Einsichten, die jedem nach Erfolg suchenden Mitmenschen entscheidend weiterhelfen können.

Jede aktiv erkenntnisreiche Erfolgszuversicht wirkt doppelt. Zunächst bedeutet sie einen Angriff auf Elitekröpfe. Andererseits aber auch Verständnis und mehr Förderwillen für andere, nach leistungsbezogenem Erfolg strebende Mitmenschen. Denn die heute noch dominierende, oft schon krankhaft ausgeprägte Platzverteidigung ist dann nicht mehr notwendig. 

Mit allgemein gesteigerter Erkenntnisfähigkeit verliert auch die sogenannte digitale Demenz ihren Schrecken. Entgegen vielen wissenschaftlichen Befürchtungen sind unsere Gehirne sehr wohl in der Lage, jede Informations-Überdosis zu bewältigen. Voraussetzung ist allerdings, mehr denken in Erkenntnissen, weniger in reinen Fakten.

Als sichtbares Zeichen schwindet damit zugleich der Zwang zur Aufrechterhaltung des heute äußerst sozialwidrigen Einkommensgefälles, das ja ein Garant für Konjunktur und Arbeitsplätze sein soll. Gerade in Deutschland haben wir diese scheinbar »alternativlose« Härte mit Hartz IV schmerzlich durchlebt.

Auch der Fachkräftemangel wird schwinden. Schließlich empfängt jeder Mensch mit seiner Geburt die gleiche Erfolgsfähigkeit. Wer es nicht schafft ist nicht dümmer, sondern nur dem unterschwelligen Erfolgsraub erlegen. Dies zu vermeiden, muss genau das Kernziel der Aufklärung sein. Alle Türen dazu stehen jetzt offen.

Ein Märchen?

Nein − denn es gibt viele Beispiele für so erreichte Erfolge. Allein die anfängliche Parteikarriere der »Grünen« lässt sich nur aus der Einsicht von nachdenklich gewordenen Bürgern heraus erklären. Ähnliches gilt für den Aufbruch nach der geistigen und naturwissenschaftlichen Aufklärung mit beginnender Neuzeit etwa 1500 n. Chr. Menschen verlangten Freiheit und Gleichheit statt Knechtschaft und Ausbeutung. Dafür scheuten sie weder Kriege noch Revolutionen. Heute gestatten demokratische Staaten immerhin gebremste Freiheiten.

Ein weiteres Beispiel dafür, dass Aufklärung sehr wirksam sein kann, wenn es um das eigene Wohl geht, führt in die Blütezeit des deutschen Wirtschaftswunders zurück. Aus opulenten Essgewohnheiten heraus bedrohten Kreislaufkrankheiten die Gesundheit breiter Bevölkerungsteile und führten oft sogar zu frühen Lebenskatastrophen durch Herzinfarkte. − Die Früchte der umfassenden einsichtsfähigen Aufklärung wirken heute noch. Menschen pflegen enthaltsamere Essgewohnheiten, treiben mehr Sport, rauchen weniger, trinken sparsamer Alkohol, beobachten eigene Körpersignale kritisch und lassen sich öfter vorbeugend untersuchen. Einer der bisher wirksamsten Beiträge zu einem langen qualitätsreichen Lebensabend.

Selbstverständlich bleibt die Aufklärung über erkenntnisreiches eigenes Denken noch lange ein Traum. Doch er ist machbar und die Multikrise verzeiht keine unnötigen Verzögerungen. Jeder kann dazu beitragen, dass sich dieser Traum mit Realität anreichert.

 

Wenn Politiker, Pädagogen, Journalisten und Wissenschaftler es mit der selbstgeforderten Chancengleichheit wirklich ernst meinen, haben sie mit der Aufklärung über die Denkweise unserer Gehirne Gelegenheit, einen fundamentalen Beitrag für Erfolgsgerechtigkeit und Chancengleichheit zu leisten. Und − vielleicht retten sie damit auch unsere Demokratie. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Andreas Angermann (Dienstag, 21 Juli 2015 10:31)

    Erwarten Sie nicht, dass ich das wirklich glaube, doch schön wäre es. Chancengleichheit wird es möglicherweise niemals geben.