6. Die
Wurzeln des nachhaltigen Erfolges
Aus der Serie: Warum wir unser Denken begreifen müssen
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Nachhaltiger Erfolg durch Fleiß, Zuverlässigkeit und Bildungsbeflissenheit verliert angesichts simulierter Kompetenz von Führungskräften zusehends seine Bedeutung für aufstiegswillige Mitmenschen. Gleichzeitig häufen sich krasse Fehler in fast allen Führungsetagen. – Sind dies bereits Vorboten der digitalen Demenz?. > Zur Kurzfassung
Im heiß diskutierten Bestseller »Digitale Demenz« enthüllte Manfred Spitzer verheerende Folgen des übermäßigen Medienkonsums. Doch seine empfohlenen Konsequenzen fallen dürftig aus. Sie erschöpfen sich darin, Medienkonsum drastisch einzuschränken.
Praktisch lässt sich Medienkonsum jedoch nicht einschränken. Dafür haben Computer und Internet unser Leben schon viel zu intensiv im Griff. Doch können wir sehr wohl der digitalen Demenz intelligent begegnen, indem wir Faktenberge mehr und mehr in eigene Erkenntnisse einordnen, was besonders dem allgemeinen Erfolg zugutekommt.
Mangelware Durchblick
»Wissen ist Macht«, so die allgemeine Ansicht. Sie verführt dazu, mediale Wissensfragmente anzuhäufen, um damit zu entscheiden. Doch reichen nicht schon Fakten für richtige nachhaltige Entscheidungen? Oder einprägsamer: »Fakten, Fakten, Fakten«, wie sie Helmut Markwort als »Focus-Schlachtruf« jahrelang ans Firmament heftete?
Eindeutig nein − wir konsumieren lernend immer mehr Fakten und begreifen dabei immer weniger Zusammenhänge. Treffen mit diesen Fakten dann zwangsläufig falsche Entscheidungen. Denn Fakten entziehen sich der Vollständigkeitskontrolle, solange funktionale Erkenntnisse fehlen. Kein Entscheider kann so überblicken, wie vollständig wahrheitsgetreu und aus welchem Bereich die Fakten wirklich stammen, mit denen er entscheidet. Ähnlich einer Straßenkarte mit regelfrei entfernten Eintragungen.
Reine Fakten bedeuten zwar für unsere Gehirne keine Schwerstarbeit, doch können sie durch nur fragmenartige, also unvollständige Vernetzungen auch nur lückenhaft erinnert werden. So stößt die praktische Arbeitsfähigkeit mit reinen Fakten schnell an eine Grenze, hinter der sich Fehlentscheidungen exponentiell vervielfältigen.
Erst wenn sich Fakten im Gehirn zu Erkenntnissen gruppieren, entsteht der notwendige Durchblick. Solche Erkenntnisse oder Einsichten sind die natürlichen Beschleuniger unseres Denkens. Sie vernetzen alle zusammengehörigen Wissenspixel im Gehirn zu einer schnell richtig durchdenkbaren Einheit. Damit decken sie Fehler auf, erkennen Halbwahrheiten und entlasten Gehirne von zusammenhanglosem Wissensmüll medialer Informationsfluten.
Die simple Einsicht beispielsweise, dass alle nicht unterstützten Gegenstände zu Boden fallen, erspart es uns, tausende Objekte prüfen zu müssen, um vor Überraschungen gefeit zu sein.
Besonders prekär geht es dem Wanderer, der in einer großen Stadt eine kleine Straße sucht, die nur wenige richtig kennen. Auf die Frage nach dem Weg wird er garantiefrei in verschiedene Richtungen geschickt. Möglicherweise kommt er so nie an. Erst wenn eine Erkenntnis als Stadtplan vorliegt, findet er sicher den Weg.
Solche Einsichten umfassen große und kleine Funktionszusammenhänge des Entscheidungsgegenstandes und seiner übergeordneten Instanzen. Hier einige der großen:
· Wer einen Dieselmotor reparieren will, sollte begriffen haben, wie er funktioniert.
· Wer eine Erfindung vermarkten will, sollte erkennen, wer sie in welcher Stückzahl braucht und was dafür bezahlt werden kann.
· Wer in Aktien investiert, sollte die vielschichtige Dynamik des Aktienmarktes gedanklich adaptiert haben.
· Wer über Sozialgesetze entscheidet, sollte auch mit der induzierten sozialen Dynamik aus den Gehirnfunktionen vertraut sein.
Alles wünschenswerte Voraussetzungen, die leider heute immer seltener zutreffen. Selbst berufliches oder schulisches Fachwissen setzt sich oft nur aus zusammenhangsarmen Fakten zusammen.
Deshalb löst auch jede etwas anspruchsvollere Frage nach dem »Warum« oft nur betretenes Schweigen aus, selten vorgefertigte Antworten und noch seltener einleuchtende Erläuterungen. Offensichtlich sind unsere Gehirne mehrheitlich mit einzeln vagabundierenden Fakten oder Wissensfragmenten so überflutet, dass kaum jemand es wagt, unbekanntes Terrain ernsthaft zu betreten. Denn ohne Erkenntnisse entpuppt sich fremder »Boden« häufig als hinterhältiger Sumpf. – Testen Sie Ihre Freunde!
Bild 14 aus dem Buch »Erfolgs-Sabotage im Gehirn« zeigt eine Erkenntniskaskade für beliebige Konstruktionen. Daraus lässt sich erkennen, dass sinnvolle Alternativen nur mit Erkenntnissen aus der jeweils höheren Instanz zustande kommen. Fehlt die höhere Instanz, so fehlt auch Orientierung. Konstruktionen verfehlen ihr Ziel weil Konstrukteure sich in aufgeblähten Nichtigkeiten verzetteln.
Neurowissenschaftler zum Beispiel, können immer noch nicht erklären, wie unsere Gehirne lernen, erinnern, denken und entscheiden. Dennoch beanspruchen sie jede Deutungshoheit für gehirnnahe Vorgänge. Geben Ratschläge zu Gehirnfitness, Unterrichtsmethoden und psychologisch relevantem Geschehen. Konsequenterweise müssen wir ihre Aussagen äußerst skeptisch betrachten. Und zwar solange, bis dafür eine ganzheitliche Funktionshypothese für das Gehirn Pate steht.
Ein Perpetuum Mobile für den Erfolg
Schulen, Universitäten und Berufsausbildungsstätten vermitteln neben vielen Lernfakten auch Erkenntnisse. Doch reichen sie nie für alle Lebenslagen. Deshalb müssen sie laufend situationsgerecht ergänzt werden. Den Anstoß dafür gibt uns eine Empfindung, die immer dann auftaucht, wenn notwendige Entscheidungen aus der Faktenlage heraus keinen Konsens im Gehirn finden. – Es ist das Gefühl des Zweifelns.
Zweifel erzeugen ein dumpfes unangenehmes Gefühl. Diese Empfindung zwingt uns, nachzudenken, zu recherchieren. Gleichzeitig sorgt diese Emotion dafür, dass im Gehirn Aufregung herrscht und dort nach weiteren, vielleicht lösungsrelevanten Erinnerungen gesucht wird.
Folgen wir diesem Zweifel denkend und ggf. recherchierend, so beginnen alle vorliegenden Fakten, sich miteinander zu vernetzen. Doch erst die Lösung, die Erkenntnis, schweißt sämtliche Fakten zu einem Denkpool im Gehirn zusammen (Denkpool: miteinander gekoppelte Ansammlung von ähnlichen Erinnerungen). Erkennbar an dem Aha-Erlebnis, dem plötzlich einsetzenden Durchblick sowie der damit verbundenen nachhaltig befreienden und erhebenden Emotion. Danach lässt sich schnell erkennten, ob alle Fakten richtig und vollständig sind.
Auch wenn notwendige Entscheidungen nicht immer bis zur ultimativen Lösung durchdacht werden können, führt allein eine intensive zielgerichtete gedanklicher Auseinandersetzung mit den Fakten zu schnellen persönlichen Erfolgen. Zur Fähigkeit mitdenken und mitreden zu können oder Fehler zu erkennen. Und dies wiederum stärkt Anerkennung und Erfolgszuversicht.
Der substantielle Lohn dafür besteht aus zukünftig vielen schnelleren und besseren Entscheidungen auf dem durchdachten Gebiet. Denn jede Erkenntnis wächst lebenslang und meldet sich bei allen ähnlichen Problemen zuverlässig als Erinnerungspäckchen mit »hellblauer Schleife« zu Wort. Hellblau steht für Durchblick und Kompetenz.
Doch leider haben viele Zeitgenossen sich schon lange vom Zweifel verabschiedet. Diese Empfindung einfach unterdrückt, um ja keine Unsicherheiten zeigen zu müssen. Schließlich genießen Schnellentscheider großes gesellschaftliches Ansehen, während Zögerer und Zauderer bestenfalls belächelt werden. Beinahe jeder versucht, sich diesem Mainstream unterzuordnen und als Macher, als Tatmensch, als Pragmatiker zu glänzen.
Jeder so infizierte Mitmensch hat unter der gesellschaftlich aufgezwungenen Denkabstinenz zu leiden. Denn die Gewohnheit, immer dem ersten Entscheidungsimpuls zu folgen führt zu Fehlentscheidungen am laufenden Band. Fehlentscheidungen, die später unaufhaltsam zum Rohrkrepierer mutieren. Es ist die gewichtigste Ursache für Erfolglosigkeit Kriminalität und sogar schon Schulversagen.
Die aufgezwungene Denkabstinenz für Schulversagen stammt natürlich aus anderer Quelle. Hier haben meist die Eltern es versäumt, Sachverhalte frühzeitig zu hinterfragen, nach Ursachen zu suchen um die Erkenntnisfähig des Kindes zu stärken. Denn Erkenntnisfähigkeit führt gerade bei Schulkindern zur Fähigkeit, den Unterricht wirklich zu begreifen und aktiv daran teilzunehmen.
Als erstes Warnzeichen für mangelnde Erkenntnisfähigkeit zeigt sich Fragearmut. Sehr aufgeweckte Kinder fragen mehr nach dem »Warum« und weniger nach dem »Wie«. – Warum darf ich nicht den Fernsehapparat einschalten? − Doch Lehrer sollten diese Zeichen schnell erkennen und mit den Eltern darüber sprechen. So ließen sich viele negative, frustrierende »Schulkarrieren« zugunsten eines »Punktes« für Chancengleichheit vermeiden.
Heute schon wachsen die allgemeinen Folgen pragmatischer Denkflucht in unserer immer komplexeren Welt beschleunigt. – Erkennbar an der explodierenden Zahl von Fehlentscheidungen in allen Institutionen, bis hin zur großen Politik. Krisen, Kriege, ausgeschacherte Gesetze, nicht mehr hinnehmbares Einkommensgefälle und vor allem, fehlende Chancengleichheit begegnen uns täglich. Und dies, obwohl wir über die leistungsfähigsten Computer aller Zeiten verfügen, Wissensdatenbanken nutzen und sekundenschnell weltweit kommunizieren können.
Nun – die Welt lässt sich erst bessern, wenn ein Großteil der Menschen ihr eigenes Denken begriffen hat. Bis dahin bleibt jedem die Chance, voranzuschreiten und seine eigene Erfolgskompetenz zu entwickeln. Alle Schlüssel dazu liefert die vielerorts geschmähte Zweifelemotion. Sie darf keinesfalls in den Schubladen übereilter Entscheidungen verschwinden, sondern muss sich neu entfalten. Nur diese Emotion kann die wachsende Orientierungslosigkeit aus den uns überflutenden, oft halbseidenen Informationen mit Erkenntnissen stoppen. Denn unsere Gehirne sind in der jetzigen Verfassung kaum noch fähig, mit dieser immer undurchsichtigen Welt fertig zu werden. Aber selbst erkennen sie dies nur selten.
Wenn Ihre Erfolgsträume noch nicht ganz in den Erfolgsruinen vermodert sind, dann lohnt es sich jetzt, sie auszugraben und mit Erkenntnissen aufzupolieren. Denken und handeln nach Einsichten wird wegen der vielen wartenden Erfolgserlebnisse schnell mit der Gewohnheit zu einem Perpetuum Mobile für den Erfolg. – Und das gilt für alle, besonders aber für Schulkinder, Fachkräfte, Führungskräfte sowie ältere Mitarbeiter.
Der nächste Titel zeigt, weshalb allgemeine Erfolgszuversicht notwendig ist, um Chancengleichheit zu
erreichen. Und zwar genau in dieser Reihenfolge.
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Kommentare zu ergänzenden Berichten für diesen Beitrag
Kommentar zum Beitrag bei SciLogs vom 15.1.16: Die jetzt noch Besten, die nötige Neubesinnung und „Brave thinking“
Der Beitrag scheint mir fast aus dem Herzen geschrieben. Kämpfe ich doch zeitlebens gegen "das haben wir schon immer so gehalten". Wer sich nicht wenigstens zu 95 Prozent fügt, hat keine Chance.
Doch die Neubesinnung auf zeitgemäße Regeln des Miteinanders wird schwierig. Leiden wir doch alle irgendwie an der Informations-Überdosis. Und zwar nicht nur jene aus dem Internet, sondern auch bei neuen Gesetzen, Vorschriften, Bedienungsanleitungen usw. Schlimm daran ist, dass diese Informationen immer weniger gemeinsam mit Erkenntnissen über die Zusammenhänge daherkommen.
Wir müssen also immer mehr lernen und verstehen dabei immer weniger Bedeutungen. Selbst unsere Gehirne sind bereits darauf eingestellt, nämlich auf Entscheidungen nach unvollständigen Fakten. Manche nennen es Digitale Demenz.
Wenn wir die Zukunft wirklich in Sinne des "brave thinking" meistern wollen benötigen wir weniger Fakten und dafür mehr Erkenntnisse. Denn Erkenntnisse schaffen Orientierung, bilden in jedem Gehirn die notwendigen Fakten und tragen so zu besseren Entscheidungen bei. Wir haben es nötig, denn die Welt scheint in den letzten Jahren aus den Fugen zu geraten.
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Edelgard Glockengießer (Dienstag, 21 Juli 2015 10:30)
Wenn ich das richtig verstanden habe, brauche ich nur nachzudenken, um Erfolg zu haben. Es scheint sich zu lohnen, ich werde es ausprobieren.