Geistige Flexibilität dank zweisprachiger Erziehung
Aus der Serie: Verborgene soziale Zwänge
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Barbara Zimmermann erlaubte mir, diesen wegweisenden Beitrag hier einzustellen. Dafür vielen Dank.
Obwohl heute Fremdsprachenkenntnisse wichtiger denn je sind und die Zahl der Elternpaare mit unterschiedlichen Muttersprachen steigt, stehen viele Familien und vor allem die Bildungseinrichtungen einer zweisprachigen Erziehung kritisch gegenüber. Die Befürchtung, Kinder könnten durch das gleichzeitige Erlernen zweier Sprachen überfordert sein, bestätigte sich aus wissenschaftlicher Sicht jedoch nicht - ganz im Gegenteil, Wissenschaftler bestätigen nur treffliches Training für das Gehirn.
In verschiedenen Studien wurde bereits der Spracherwerb von Kindern erforscht, die bilingual aufwachsen. Dabei stellte sich zwar heraus, dass sie etwas später die typischen Sprachmuster ihrer Umgebungssprachen verinnerlichen als einsprachige Kinder und zunächst auch einen etwas geringeren Wortschatz haben. Ihre sprachliche Entwicklung als solche verläuft aber unauffällig und die anfängliche Verzögerung machen sie durch andere Fähigkeiten bald wett. So zeigen psychologische Untersuchungen, dass zweisprachige Kinder deutlich früher als einsprachige in der Lage sind, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Im Erwachsenenalter sind zweisprachig aufgewachsene Menschen schließlich in der Regel kreativer und geistig flexibler. Dies könnte damit zusammenhängen, dass Sprachen, die bereits im Kleinkindalter erlernt werden, anders als später erworbene Sprachkenntnisse in derselben Gehirnregion abgespeichert werden. Dadurch wird das Gehirn frühzeitig daran gewöhnt, besonders effizient zu arbeiten.
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Regeln für zweisprachige Erziehung
Der erfolgreiche Spracherwerb kann in mehrsprachigen Familien allerdings nur dann gelingen, wenn von Anfang an klare Regeln eingehalten werden, die den Kindern Orientierung geben. Besonders sinnvoll ist es beispielsweise, wenn jedes Elternteil konsequent nur in seiner Muttersprache spricht. Auch bei Familien, die zwar eine gemeinsame Sprache sprechen, aber in einer anderssprachigen Umgebung leben, ist eine zweisprachige Erziehung möglich. In diesem Fall sollte zwischen der Familiensprache und der Umgebungssprache getrennt werden.
Kommentar dazu aus ganzheitlicher Gehirnsicht
Die Ergebnisse der angeführten Studien zum Spracherwerb lassen sich ziemlich exakt aus ganzheitlicher Gehirnsicht vorhersagen. Danach fördern erkannte Zusammenhänge zwischen mehreren Fakten das Denkvermögen und damit jede Intelligenz. Als Fakten stehen hier Wörter und Sätze unterschiedlicher Sprachen. Diese Fakten werden im Gehirn zu gleichen oder ähnlichen Bedeutungen zusammengeführt, wenn mehrere Sprachen gleichzeitig einwirken. Jetzt bilden Bedeutungen den zentralen Gedankenhort der unterschiedlichen Sprachen und nicht wie beim schulischen Lernen die Vokabeln.
Physiologisch werden so bei einem gehörten Wort mehr Erinnerungsoszillatoren aufgerufen, als nach reinem Vokabelpauken. Psychologen würden sagen: „Es entsteht frühzeitig ein intensiv vernetzter Assoziationshintergrund“.
Praktisch ließen sich diese Effekte auch im Fremdsprachenunterricht einführen. Die Lernschwerpunkte müssen sich nur von den Vokabeln und ggf. der Grammatik hin zu den Bedeutungen von Wörtern und Sätzen verlagern. Der Lernaufwand wächst zwar zunächst, doch mit fortschreitender Vernetzung von Bedeutungen wird der Spracherwerb zur reinen Freude. So wächst Chancengleichheit.
Dahinter verbirgt sich auch das Geheimnis jener Vielsprachler, die leicht und locker neue Sprachen zu ihrem Repertoire fügen können. Emil Krebs beherrschte 68 Sprachen. Er hatte das Glück, seine erste Fremdsprache nicht verschult, sondern selbstständig zu entdecken. Ganz sicher motivierte ihn die daraus entsprungene Anerkennung zu weiteren Sprachen. Sein Gehirn konnte sie mit wachsender sprachenspezifischer Vernetzung leicht aufnehmen.
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