Das Ähnlichkeitsprinzip direkt aus den Gehirnfunktionen
Aus der Serie: Soziale Reflexionen unserer Gehirne
Wie wir alle schon selbst erfahren haben, folgen Erinnerungen ähnlichen Sinneseindrücken. Allein ein Blatt im Sichtfeld kann uns gedanklich zu Zweigen, Ästen oder gar zu ganzen Wäldern sowie den Erlebnissen darin führen. Diese Ähnlichkeiten erfassen jedoch nicht nur Formen, Farben, Töne und Bewegungen, sondern auch Ereignisse, Charaktere, Attraktivitäten usw.
Das Oszillatorprinzip zeigt zweifelsfrei, dass auch sämtliches Denken sowie Entscheidungen maßgeblich dem Ähnlichkeitsprinzip unterliegen. Eine bisher von der Neurowissenschaft vernachlässigte, jedoch fest im Gehirn installierte Schlüsselfunktion, die mit vielen Aspekten in alle Prozesse des Denkens eingreift. Auch der Nachahmungstrieb sowie die vorwiegend relative Werterfassung sind Folgen der Ähnlichkeitsfunktion im Gehirn.
Aus den folgenden nummerierten Absätzen lässt sich gerafft die physiologische Entstehung des Ähnlichkeitsprinzips erkennen. Die Punkte 1 bis 2 sind auch für Neurowissenschaftler ohne Vorkenntnisse zum Oszillatorprinzip schwer zu verstehen. Dafür enthalten die Absätze 3 bis 4 technisch einfach zu verstehende Beispiele. – Mehr Physiologie dazu finden Sie in der Schrift »Oszillatorprinzip in Kurzform« (Link zum Download). Oder erlebnisnäher: Mit »Yesterday« in die Welt der Gedanken-Oszillatoren.
1. Multineuronen-Oszillatoren sind untereinander kommunizierende Neuronenhaufen mit je tausenden bis Millionen Neuronen (Nervenzellen). Wenn elektrische Impulse aus den Sinneszentren sie zünden, feuern alle Neuronen eines Oszillators synchron und erzeugen dabei ein einzigartiges rhythmisches Impulsmuster, ebenfalls aus elektrischen Impulsen. Dieses Impulsmuster enthält die in jedem Multineuronen-Oszillator gespeicherte Erinnerungsinformation. Sie trifft auch die Sinneszentren und erzeugt dort schemenhafte Bilder oder sphärenhafte Musik, zum Mitsummen anregend.
2. Der erwähnte Zündvorgang wird von rhythmischen Impulsen aus den Sinneszentren eingeleitet. Sie treffen jeden der Millionen Erinnerungs-Oszillatoren im Gehirn gleichzeitig. Doch nur jene, deren Erinnerungsinhalt den Impulsrhythmen ähnelt, reagieren und schwingen auf, getrieben von einer Art interner Kettenreaktion.
3. Die Ähnlichkeitsauswahl lässt sich mit Rundfunkgeräten vergleichen. Jedes Gerät empfängt nur jenen Sender, auf den es eingestellt ist. Handys arbeiten noch selektiver. Nur ein Gerät unter tausensenden in einem Sendebereich angesprochenen Handys weckt seinen Träger, weil es seine Rufnummer erkannt hat. Und auch hier schwingen technische Oszillatoren auf, um das Erkennungssignal weiterzuleiten.
4. Natürlich können Oszillatoren in Gehirnen niemals handygleich selektiv auswählen, denn das Nervennetzwerk ist nicht so homogen wie unsere Atmosphäre. Deshalb gibt es auch falsche Erinnerungen. – Doch Reaktionen auf ähnliche Sinneseindrücke ist die wichtigste Schlüsselfunktion aller Gehirne unserer Welt.
Menschliche Gehirne prägten aus dieser wichtigen Schlüsselfunktion unsere kulturelle Welt. Deshalb präsentiert sie auf »Schritt und Tritt« Ähnlichkeiten. − Im Duden stehen ähnlich klingende Wörter direkt untereinander. Wir umgeben uns gern mit Menschen, die uns ähnlich sind. In Firmen mit groß gewachsenem Geschäftsführer finden wir unter den Mitarbeitern immer mehr große Menschen als im Durchschnitt, besonders unter den Führungskräften. Kein Wunder, dass sich unsere Gehirne in dieser Welt gut zurechtfinden, denn ähnliche Gehirne haben sie nach dem Schlüsselprinzip unserer eigenen Gehirne gestaltet.
Selbst Google & Co. benutzen Ähnlichkeiten als Suchalgorithmus. Darüber hinaus speichern eingeschleuste Programme (Cookies) in unseren Computern auch andere Aktivitäten und melden sie an ihre Suchmaschinen. Google verwendet all diese Informationen in optimierten Suchalgorithmen. Damit präsentiert uns die Suche mit Stichwörtern oft erstaunliche Ergebnisse. Und nur allzu oft treffen diese Ergebnisse »ins Schwarze«, denn sie sind dem soeben eingegebenen sowie vielen erkannten Benutzeraktivitäten irgendwie ähnlich. – Hier beginnt der illegale Nachbau unseres eigenen intimen Gehirns. Auch wenn wir uns dagegen wehren, alle Cookies auf dem Computer löschen, aufhalten werden wir diese Entwicklung nicht.
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